Krisenkommunikation der Ärzte: Stark verbesserungswürdig

In der Ärztekammer hat man sich offenbar vor knapp 60 Demonstranten gefürchtet. Sosehr, dass man einige kräftige Herren aus der Security-Branche engagiert hat. Später gab es aber dann doch Gespräche, Getränke und Wurstsemmeln.

Ärztekammer: Ein Security-Mitarbeiter vor der Tür, dahinter sind ein paar weitere muskulöse Herren bereit, die Kammer zu verteidigen.

Die Anliegen der Ärztevertreter sind legitim, wie man diese jedoch kommuniziert ist zumindest stark verbesserungswürdig. Bereits 2008, als tausende Ärzte aus ganz Österreich auf der Wiener Ringstraße zur großen Demonstration angetreten waren, haben die Vertreter der Mediziner es nicht geschafft, ihre Anliegen klar zu kommunizieren. Entsprechend ablehnend waren auch die Reaktionen eines erheblichen Teil der Bevölkerung, die wenig Verständnis für den Streik aufbrachte.

Auch in der Diskussion um die gescheiterten Verhandlungen mit der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft setzen die Ärzte auf alterprobte Parolen anstelle von sachlichen Argumenten. Das ärgert viele der niedergelassenen Mediziner, die sich ebenso schlecht informiert fühlen wie ihre Patienten, die durch die Diskussionen ständig argumentieren müssen, dass sie erstens ohnehin reich wären und zweitens ihre Patienten wegen ein paar Prozentpunkten an Honorarerhöhungen der ohnehin höchsten Tarifsätze im Regen stehen lassen würden.

Das hat, diese Bewertung muss gestattet sein, die Kammer ordentlich verbockt. Vielleicht aus dem Grund, dass über die tatsächlich relevanten Inhalte der Verhandlungen mit der SVA  Stillschweigen vereinbart worden ist. Das ist durchaus denkbar. Denn bei der Pressekonferenz am 27. Mai wurde zwar reichlich über die juristische Situation des vertragsfreien Zustands informiert, über die Inflation und deren geforderte Abgeltung und auch versichert, es würde für sozial schwache Patienten sicher eine Lösung gefunden werden.

Konkrete Rechenbeispiele, was nun konkret wie viel kosten wird hat man ebenso ausgespart wie eine glasklare Äußerung, woran die Verhandlungen nun tatsächlich gescheitert waren. Das konnte man zu diesem Zeitpunkt noch als das übliche Muskelspiel werten, dem eine Einigung in letzter Minute folgt. So wie dies in der Vergangenheit beinahe immer der Fall war.

Hellhörig machen musste allerdings ein Nebenaspekt, der auch entsprechend nebenbei erwähnt wurde: Der Umstieg zu einem System des „Care Managements“.

Insider aus der Ärztekammer geben durchaus zu, dass es durchaus kontroversielle Meinungen innerhalb der Kammer zu diesem Thema gibt. Vor allem eine Gruppe der Allgemeinmediziner würde die Einführung sehr begrüßen. Denn seit der Einführung der e-Card haben manche praktische Ärzte Einkommensverluste hinnehmen müssen. Denn zumindest die ersten drei Facharztbesuche pro Quartal können Patienten selbst entscheiden, ohne sich zuerst beim Hausarzt eine Überweisung ausstellen lassen zu müssen. Das reduziert die „Scheinzahl“ und bedeutet weniger Geld von den Kassen. Denn mitunter haben Fachärzte in einigen Bereichen wie der Inneren Medizin die Aufgaben des Hausarztes übernommen.

Durch die Einführung des Hausarztsystems, Vetrauensarztmodells  oder wie immer man das System des „Care Managements“ neuerdings kreativ bezeichnet, könnten jene Umsätze wieder in die Säckel der Allgemeinmediziner wandern, die derzeit von manchen Fachärzten lukriert werden.

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Schlagworte: Arzt, Ärztekammer, Gesetz, Gesundheit, Medien, Medizin, Sicherheit, Soziales, SVA,

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