Stadt Wien: Wer stoppt den Magistrats-Ingenieur?

Wie berichtet schikaniert der Wiener Magistrat einen Gastronomen mit abenteuerlichen Methoden. So wurde der ordnungsgemäß genehmigte Aufbau des Schanigartens verzögert, Blumen neben der Eingangstür mussten entfernt werden und nun soll – so ein rechtskräftiger Bescheid – auch der Windfang beim Eingang des Lokals entfernt werden. Den es zumindest seit 1949 gibt.

 

Der Eingang des Gabel & Co. – die Werbetafel stört, der Elektrokasten und die Streusandkiste hingegen nicht. © Christian M. Kreuziger

Der Eingang des Gabel & Co. – die Werbetafel stört, der Elektrokasten und die Streusandkiste hingegen nicht. Nun soll gemäß behördlichem Bescheid auch der Windfang weggerissen werden, den es zumindest seit 65 Jahren gibt. © Christian M. Kreuziger

Ein gewisser Herr Ingenieur P. von der Magistratsabteilung 46 reitet unverdrossen seine Attacken gegen den Besitzer des Café-Restaurants Gabel & Co. in Wien Alsergrund. Seit Jahren. Von der angeblich nicht ins Stadtbild passenden Fassadengestaltung, die Außenbeleuchtung oder die neben dem Eingang einladend platzierten Blumentöpfe bis zum angeblich nicht genehmigten Windfang der Eingangstür reichen die behördlichen Vorwürfe, die ein gewisser Herr Ingenieur P. gemeinsam mit seinen Kollegen erheben und mitunter durch Bescheid oder massiven Strafandrohungen dem Gastronomen das Leben erschweren.

In der Zwischenzeit wurde der Hausverwaltung auch ein Bescheid zugestellt, der mittlerweile rechtskräftig ist und festlegt, dass die Eingangstür zurückgebaut werden muss. Angeblich, so das Gerücht, wurde auch seitens der Behörde in Person des Ingenieur P. die Rechtmäßigkeit des Haupteingangs zum Lokal auf dem Julius Tandler-Platz bezweifelt und angedacht, diesen zuzumauern. Dann wäre das Lokal nur mehr über einen unscheinbaren Nebeneingang in der Alserbachstraße zu betreten.

Akribisch hat dieser Herr Ingenieur P. auch in alten Akten und Bewilligungsbescheiden geforscht und angeblich festgestellt, dass weder der Eingang noch der Windfang genehmigt worden sind. Bis in die 50er-jahre des vorigen Jahrhunderts will dieser offenbar das „Fest der Rache“ feiern wollende Ingenieur P. recherchiert haben. Seine Conklusio: Weg mit dem Eingang und dem Windfang.

In der Gegend und unter den Gästen machen mittlerweile mehrere Gerüchte die Runde. Während einige vermuten, der Herr Ingenieur P. würde mit einem oder mehreren Konkurrenten „unter der Decke stecken“ und deshalb wild entschlossen seine Schikanen fortführen vermuten andere, dass ein gut gefülltes Kuvert beim ersten Einschreiten dieses Amtsorgans alle Sorgen beseitigt haben würde.

Wahrscheinlich ist allerdings, dass sich der Herr Magistratssachbearbeiter einfach in diese Angelegenheit verbissen hat, die bereits erlittenen Niederlagen bezüglich der angeblich nicht ins Stadtbild passenden Fassade nicht verkraften kann und deshalb zu jeder erdenklichen Möglichkeit greift, dem Gastronomen Vladan Radovanovic das Leben schwer zu machen.

Das Café Brioni, spätestens 1949 aufgenommen. Bereits damals gab es Windfang und Schanigarten. Quelle: Bezirksmuseum Alsergrund

Das Café Brioni, spätestens 1949 aufgenommen. Bereits damals gab es Windfang und Schanigarten. Quelle: Bezirksmuseum Alsergrund

Leider hat der scheinbar akribisch genaue und sich an jeden Buchstaben des Gesetzes haltende Ingenieur P. schlampig gearbeitet. Denn nun ist ein Foto aufgetaucht, dass spätestens im Jahr 1949 aufgenommen wurde und just jenen Eingang samt Windfang und Schanigarten zeigt, die dieser Bürokrat weghaben will. Die Datierung fällt in diesem Fall besonders leicht, denn der Julius Tandler-Platz hieß bis 1949 Althanplatz, und das ist auch auf dem Foto gut erkennbar.

Wie der Fall nun konkret weitergehen wird, ist noch unklar. Allerdings sind – neben dem offenbar zu Unrecht ausgestellten und wegen einer Fristversäumnis rechtskräftig gewordenen Bescheid – noch einige Fragen offen. Zum Beispiel jene, wer diesen übereifrigen Beamten zur Räson bringen wird. Oder auch, ob das Handeln dieses Herrn ein Fall für den Korruptionsstaatsanwalt oder die Volksanwaltschaft ist. Zu klären ist auch noch, wer die politische Verantwortung für den Kleinkrieg der Behörde gegen einen kleinen Gastronomen übernimmt. Ressortchefin ist jedenfalls die derzeit nicht gerade glücklich agierende Magistra Maria Vassilakou, die allerdings kaum Kenntnis haben dürfte, welch übereifrige Beamte in ihrem Bereich tätig sind.

Did you like this? Share it:
Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines, Ärgerliches, Gastronomie, Politisches, Rätselhaftes abgelegt und mit

Schlagworte: Alsergrund, Österreich, Behörde, Café Brioni, Gabel & Co, Gastronomie, Gesetz, Justiz, MA 46, Magistrat, Schikane, Stadt, Stadtbild, Wien, Zwangsbeglückung,

verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Stadt Wien: Wer stoppt den Magistrats-Ingenieur?

  1. Helmut Windl sagt:

    Könnte man den Herrn Ingenieur nicht mit einer Flut von Ansuchen, wie um Verlegung offener Kanaldeckel vor seine Haustür und ähnlichen, überschwemmen und damit aus dem Verkehr ziehen? Wahrscheinlich scheitert das aber an einer in Wien üblichen Gebührenpflicht. Schliesslich darf das Salär des Herrn ja nicht nur über Steuergelder finanziert werden.

  2. Erwin Walter Salz sagt:

    Hier gilt es tunlichst zu vermeiden, auch nur den Anschein zu erwecken, dass ein gefülltes Kuvert den Herrn Inschenör gebremst hätte. Jawoll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.