Wie Conrad Electronic nachhaltig auf Umsatz verzichtet

Ein 15-Minuten-Einkauf wird zum 1,5-Stunden-Frust. Durch wenig engagierte und vor allem sachunkundige Mitarbeiter. Sofern man überhaupt welche findet. Des Konsumenten Rache: Conrad wird in Zukunft einige tausend Euro weniger Umsatz machen.

Eigentlich Elektroschrott: Der Säulenventilator um 29,95 Euro. © Christian M. Kreuziger

Eigentlich Elektroschrott: Der Säulenventilator um 29,95 Euro. © Christian M. Kreuziger

Der Suderer hätte seinem EDV-Spezialisten vertrauen sollen. „Bei Conrad ist fast alles um 20% teurer als bei anderen Anbietern, bei denen man via Internet bestellen kann“, sagt der Profi. Als seit mehr als 15 Jahren treuer und anfangs auch zufriedener Kunde blieb unsereiner allerdings beratungsresistent. Trotz mehrerer Frustrationserlebnisse in den letzten zwei, drei Jahren.

Nun hat das Conrad-Team allerdings gezeigt, dass es die Euros nicht wert ist, die investiert werden sollten. Danke, das spart zumindest 20% vom Budget, viele Kilometer und wahrscheinlich noch mehr Zeit.

In den letzten knapp 15 Jahren hat dieses Elektronikunternehmen mehrere Tausender (Euro!) Umsatz mit unsereinem gemacht. Für den eigenen Bedarf, aber auch für mehrere Kunden, für Freunde oder Bekannte, denen man etwas besorgt hat, weil man ohnehin zum Conrad musste.

Schleichend, aber langfristig unübersehbar, scheint der Wissensstand des Personals in gleichem Maß gesunken zu sein wie die Bereitschaft, die Kunden zu betreuen. Was vor einem Jahrzehnt undenkbar schien ist nun Realität: Man fühlt sich wie im Baumarkt. Nur ohne Spachtelmasse im Sonderangebot, sondern mit Ventilatoren und anderen scheinbar nützlichen Dingen. Wobei – der kleine Ausflug darf gestattet sein – der gekaufte Säulenventilator von RTC Austria als nagelneuer Schrott bezeichnet werden muss. Weil die Einzelteile auseinanderfallen, wenn man das Ding anhebt. Weil keine Möglichkeit besteht, die Einzelteile zusammen zu schrauben. Weil das Ding wackelt. Also die schlimmste Kombination, die man als „Ikeaschraubenfehlen-Euroshopqualität-und-Made-in Hongkong-1955“ bezeichnen darf.

Zurück zum Wissenstand des angeblichen Fachpersonals, das man nach mühevollen „dafür bin ich nicht zuständig, da müssen sie die Kollegen von der anderen Abteilung fragen“ Erlebnissen gefunden hat: Was auf der Packung steht, dass kann unsereiner selber lesen. Schneller, und wahrscheinlich auch sinnerfassender. Auch im Internet können Kunden selber recherchieren. Wahrscheinlich ebenfalls schneller und mit besseren Ergebnissen, wie im konkreten Fall die Erfahrung gezeigt hat.

Es ist ja verständlich, dass nicht jeder alles wissen kann. Aber ein gerüttelt Maß an Grundwissen sollte man seinen Mitarbeitern schon vermitteln können. Dass ein angeblicher „Apple-Spezialist“ EyTV nicht kennt, ist sogar für einen Elektronik-Riesen bemerkenswert. Dass ein anderer „Experte“ auf die Frage nach einem Ständer für einen elektronischen Bilderrahmen eine Wandhalterung empfiehlt, grenzt schon an Pflanzerei. Zumal dem Mann genau erklärt worden ist, was genau gesucht wird.

Dass dann dort, wo die feinen LED Lenser-Taschenlampen, die sich einerseits wunderbar für die Ausleuchtung beim Fotografieren, aber auch als Geschenke eignen, auch beim fünften Anlauf kein Ansprechpartner gefunden werden konnte, war dann auch schon wurscht. Man kauft sie dann eben woanders. Um 20% billiger, wie zu hoffen ist.

Dass in der Lampenabteilung dann noch ein guter Mann auf die Frage nach „echten Glühbirnen“ meinte, unsereinem eine Halogenlampe andrehen zu müssen, ist schon fast nicht mehr bemerkenswert. Weil die Glühbirne für einen Fotoauftrag nötig war, und nicht als Lichtspender. Was man dem Herrn Experten auch schon vorher gesagt hatte.

Verantwortlich darf man allerdings nicht unbedingt das wahrscheinlich schlecht bezahlte Personal machen, sondern die Manager. Weil sie an Personalkosten sparen, an Ausbildung und offenbar auch an der Qualität mancher Waren im Angebot. Diese gewinnmaximierende Rechnung ist im konkreten Fall allerdings schwer in die Hose gegangen. Denn der Umsatz, den Conrad Electronic mit dem Suderer gemacht hat, schlägt mit exakt 460,23 Euro zu Buche. Statt der ursprünglich errechneten knapp 1.900,-, die für allerlei Besorgungen für drei Betriebe veranschlagt waren.

Wahrscheinlich freut das nun die Konkurrenz, die bei Zufriedenheit auch in Zukunft das Geschäft machen wird.

 

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Schlagworte: Österreich, Baumarkt, Conrad Electronik, Konsumenten, Wien, Zwangsbeglückung,

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1 Antwort zu Wie Conrad Electronic nachhaltig auf Umsatz verzichtet

  1. soiss sagt:

    um welchen conrad handelt es sich in diesem bericht?
    10 – 20% mehrkosten könnten stimmen. bei manchen produkten auch wiederum nicht. der vorteil ist halt die nahversorgung ohne versandabwicklung.

    conrad meiselmarkt hat eine immer wieder verblüffende beratungsqualität. freundlichkeit, kundenzuwendung und erstaunliches fachwissen überrascht mich. ingenieure darf man sich natürlich nicht erwarten, das versteht sich von selbst. der abgesandelte meiselmarkt hat merklich gewonnen.

    (bin kein conradianer, wohne in der nähe und studierter experte für elektronen…)

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