Wie berichtet hat das traditionelle Café Rundfunk in Wien-Alsergrund in den letzten drei Jahren einen fulminanten Absturz erlebt. Stammgäste blieben aus, die Geschäftsführung machte sich mit verhaltensoriginellen Aktionen wie halbierten Milchschnitten als Dessert und anderen lustigen Einfällen nicht gerade beliebt und das Personal wurde mit teils wenig erbaulichen Maßnahmen hinausgeekelt. Nun hat ein neues Team übernommen. Sehr zur Freude der Anrainer und Stammgäste.
Die Baustelle ist groß, die von der Geschäftsführung des Rundfunk hinterlassen wurde. Sehr groß. Kleine Fertiggerichte der Marke Tiefkühlkost zum großen Preis, billiger Wein (im Einkauf) in billigen Gläsern, originelle Gestaltung der Auslagen und noch originellere Speisekarten mit pseudo-amtlichen Gestaltungsmerkmalen wie den Wappen der Republik und des Bundeslandes Wien.
So präsentierte sich das Café Rundfunk in den letzten drei Jahren des rapiden Niedergangs. Seit wenigen Monaten wurde die Geschäftsführung ausgetauscht. Mit teils neuen, teils vertrauten Gesichtern. Doris Bichler zum Beispiel, die den Betrieb schon vor mehr als 10 Jahren als kellnernde Schauspielerin bereichert hat, ist nun Teil der neuen Geschäftsführung. Und die hat, sehr zur Freude vieler Stammgäste, auch Anka wieder ins Team des Personals geholt. Das wurde von einigen, die in den letzten Jahren einen großen Bogen um das zur „Speckhütt’n“ abgestürzten Café gemacht haben, mit Sekt gefeiert.
Auch andere bekannte Gesichter sieht man wieder. Die Frau Gudrun, nach der ein eigener Tisch benannt ist, statt eine simple Bonier-Nummer zu tragen, es kommt auch wieder der sich mit Taxifahren das Schriftstellern finanzierende Herr Wolfgang, die Würfelpoker-Runde und auch manche Kieberer, die das Lokal gemieden haben, um nicht ihre Arbeitszeit unnötig zu verlängern.
Auch die Küchenleistung hat sich wieder auf das gute alte Niveau verändert. Bis auf einige Details halt. Am Gebäck muss man noch arbeiten, denn das hat noch lange nicht das von früher gewohnte Niveau erreicht. Was nicht am Team, aber an der Einkaufspolitik der letzten Jahre und vielleicht bestehenden Verträgen liegen könnte. Auch der Schankwein war schon viel besser. Allerdings wird der wieder in ordentlichen Gläsern serviert.
Was sich ebenfalls ändert: Die Zusammensetzung der Gäste. Jene Spielertypen, die bereits um neun am Vormittag das dritte Frühstücksbier konsumieren, bleiben wieder aus. Auch manche, die gerne stänkern, haben akzeptieren müssen, hier unerwünscht zu sein. Dafür sieht man jetzt Frauen, die mit dem Laptop arbeiten und ein Glaserl Sekt oder Wein trinken, man sieht auch wieder jene, die ihre Bücher am liebsten im Kaffeehaus lesen, junge Leute, die ihre Uni-Arbeiten besprechen oder Hundebesitzer, die nach dem nächtlichen Hundeentleeren noch auf ein Getränk vorbeischauen. Wobei manche Hunde das neu geführte alte Kaffeehaus zum zweiten Zuhause erklärt haben, weil mitunter ein Scheiberl Schinken oder Käse abfällt.
Trotz allen positiven Neuerungen: Die Baustelle wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Denn noch wissen viele alte Stammgäste noch nicht, dass das Rundfunk wieder besuchbar ist.
Was allerdings die Anrainer schon wissen: Neben dem Gabel & Co. wertet nun die Veränderung im Rundfunk die Gegend wieder ein Stück auf.
Cafè Rundfunk – ich komme und möchte Stammgast werden
erweitert ihr das Café? Die Auslagen des ehemaligen Lederwarengeschäfts lassen es erahnen
Liebe/r Cafeliebhaber/in,
Herzlich Willkommen in deinem neuen Stammlokal!
Leider wird nicht’s aus der Erweiterung, es ist dennoch genug Platz für unsere lieben Gäste und in Kürze haben wir noch eine kleine „Retro“-Überaschung in unserer Karte.
Liebe Grüße
Die Doris