1. Behandle Journalisten immer so, als würden sie unter Deinem militärischen Kommando stehen. Kontrolliere Kleidung, Verhalten und die Kenntnis militärischer Fachgebiete. Verwende militärische Begriffe und die militärischen Abkürzungen, Dein Interviewpartner wird es Dir danken. War er (oder sie) einmal Grundwehrdiener mit möglicherweise unangenehmen Erfahrungen, dann kannst Du die bereits vergessenen Gefühle der Ohnmacht wieder auslösen.
2. Bist Du im Auslandseinsatz und hast Journalisten zu betreuen, dann vermittle Ihnen, dass Du (auch als Presseoffizier) die neugierigen Besucher als Störfaktor Deiner beschaulichen Ruhe oder bei der Ausübung Deines Auftrages empfindest.
3. Mache auch allen Journalisten unmissverständlich klar, wie wenig Du von der Journaille hältst. Mache sie für alle Artikel, Radio- oder TV-Beiträge verantwortlich, auch wenn sie diese nicht nur nicht verfasst haben, sondern nicht einmal gelesen, gehört oder gesehen haben.
4. Wenn Du gerade gedanklich oder körperlich mit anderem beschäftigt bist, dann gibt es einen einfachen Trick, neugierige Journalisten abzuwimmeln: Erkläre alles, das sie wissen, sehen oder besuchen wollen, zum militärischen Geheimnis. Dazu gehört sogar die Farbe des WC-Papiers.
5. Verzichte darauf, verständliche Presseunterlagen bereitzustellen. Der Wunsch nach weiteren schriftlichen Unterlagen ist eine Zumutung, die Schreiberlinge sollen sich gefälligst selbst darum kümmern, wie sie zu Informationen kommen. Dafür werden sie schließlich üppig bezahlt.
6. Vermeide es, die als Interviewpartner gewünschten Offiziere, Unteroffiziere, Chargen, Ärzte etc. rechtzeitig über die Anliegen der Pressefritzen zu informieren. Tust Du es dennoch (im letzten und meist ungünstigsten Moment), dann beginne das Gespräch mit: „Der oder die will ein Interview, aber Du hast eh´ keine Zeit, oder?“
7. Leugne alles, was hinterfragt wird. Auch wenn andere bereits darüber berichtet haben. Schließlich ist Tarnen und Täuschen Dein Job.
8. Äußere Dich ruhig abwertend über andere. Ganz gleich, ob es sich um Kameraden, österreichische Mitbürger anderer Kulturen, Religion oder Hautfarbe handelt. Du lebst schließlich in einer Demokratie, in der Meinungsfreiheit gilt. Diese Meinungsfreiheit gilt für Dich auch im Einsatzgebiet. Du kannst daher auch hemmungslos kundtun, wie wenig Du von der Kultur in dieser Region hältst. Herrscht dort zufällig Wassermangel und sollten die Menschen es dort vorziehen, mit dem wenigen Wasser ihren Durst zu löschen und sich selbst zu reinigen, statt die Klos zu putzen: Weise Journalisten und Besucher darauf hin, wie wenig diese Menschen von Hygiene halten.
9. Wirst Du gefragt, wie ein Konflikt in Krisengebieten gelöst werden könnte, so fordere härteste Sanktionen für alle Konfliktparteien. Zumindest für jene, die Du persönlich am wenigsten magst. Du bist schließlich Soldat und hast mit Zivilisten oder politisch Verantwortlichen nichts gemein. Solltest Du persönlich – aus welchen Gründen auch immer – eine Vorliebe für eine Konfliktpartei entwickelt haben, dann äußere Dich darüber unbekümmert. Du stärkst damit Dein Selbstbewusstsein. Sollten dadurch andere Probleme bekommen oder das Ansehen des Bundesheeres geschädigt werden: Mach Dir nichts draus. Schließlich gibt es den Presse- und Informationsdienst, der die Situation vielleicht bereinigen kann. Schließlich ist das deren Job.
10. Hast Du es nicht vermeiden können, mit Journalisten die Soldaten oder Vertreter anderer Staaten oder Institutionen zu besuchen, dann beklage Dich bei den Presseoffizieren oder Vertretern von Exekutive oder NGO´s ohne Hemmungen darüber, wie schlecht es Dir geht oder wie mangelhaft Deine Ausrüstung ist. Stellst Du es klug an, dann haben die Pressevertreter keine Chance, Deinen Redefluss zu unterbrechen. Damit dienst Du auch der Geheimhaltung anderer Staaten oder Institutionen. Selbst dann, wenn diese das gar nicht wollen.
11. Gehe den zu betreuenden Journalisten wann immer Du kannst aus dem Weg. Damit kannst Du ihnen deutlich zeigen, wie wenig Du die Vertreter dieser Berufsgruppe schätzt.
12. Sollte Dir die Arbeitsweise bestimmter Journalisten nicht behagt haben, so beschwere Dich bei all deren Kollegen darüber. Mache Dich über diese Medienvertreter auch ruhig lustig, selbst wenn Du ein wenig übertreibst, schadet dies nicht. Solltest Dein Vertrauen enttäuscht werden, weil jene, die Du ins Vertrauen gezogen hast, dies sofort den Betroffenen erzählen, solltest Du auch nicht irritiert sein. Auch wenn Du und Deine Kameraden dann neue Feinde haben. Als Soldat gilt für Dich schließlich: „Viel Feind, viel Ehr´“.
13. Bestehe immer auf der korrekten Anrede Dir und Deinen Kameraden gegenüber. Mit allen Titeln. Verlange auch die Kenntnis der militärischen Hierarchie und Dienstgrade. Du wirst damit viel Freude bereiten.
14. Verhindere mit List und Tücke, dass Journalisten sich bei internationalen Kommandos oder örtlichen Behörden akkreditieren können. Du stellst damit sicher, dass sie Deine ganz persönlichen Gefangenen bleiben.
15. Schreibe Journalisten immer vor, was sie wie zu schreiben haben. Du hast eine entsprechende militärische Ausbildung und weißt daher alles besser. Drohe auch mit Konsequenzen, wenn Deine Befehle nicht befolgt werden. Dass Dir die Manuskripte vor Druck oder Sendung vorgelegt werden müssen, ist natürlich Teil Deines Befehls. Wird dann– aus Deiner Sicht – entsprechend negativ oder unsachlich berichtet, hast Du schon gewonnen: Aufregung führt zu Herzbeschwerden, und die wieder zum vorzeitigen Ruhestand.
Hallo Christian,
sehr spannende und aufschlussreiche Anleitung bzw. Erläuterung:-)!
LG Ingrid
Hahahahahahahahahahahahahaha! Gott sei Dank kenne ich ein paar Presseeoffiziere, die sich überhaupt nicht an deine Empfehlungen und Tipps halten! 🙂