Es ist leider kein Scherz: Der „Geiz-ist-geil“-Virus hat auch die Crème de la Crème der heimischen Ärzte infiziert. Anscheinend unheilbar, wie zu befürchten ist.
Einerseits ist man bei manchen Professoren der Medizin gut und gerne für ein paar Minuten Konsultation einen Hunderter los, andererseits gehört die Berufsgruppe zu den sparsamsten Menschen der Republik. Wie zum Beispiel die altehrwürdige „Gesellschaft der Ärzte“ in Wien. Die sucht nämlich derzeit einen Videoredakteur. Mit akademischer Ausbildung und Berufserfahrung, zum Schnäppchenpreis von knapp acht Euro Brutto pro Stunde.
Es sind ausschließlich renommierte Herren Professoren, die dem Vorstand und Verwaltungssenat der altehrwürdigen „Gesellschaft der Ärzte in Wien“ angehören. Diese Herren Universitätsprofessoren scheinen sich ausschließlich der Medizin zu widmen, die Niederungen des Alltags dürften ihnen jedoch verborgen geblieben sein. Zum Beispiel der Einkauf von Leberkässemmmeln, Putzmitteln fürs Klo, das Besorgen von Straßenbahnfahrscheinen oder die Reparatur des Schuhwerks.
Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass die Crème de la Crème der heimischen Ärzteschaft meint, dass hierzulande jemand mit akademischer Ausbildung und Berufserfahrung um einen Acht-Euro-Bruttostundenlohn überleben kann. Denn bei dem Gehalt für den 20-Wochenstunden-Job bleiben, so man nicht unbezahlt mehr Stunden arbeitet, weniger als sieben Euro netto übrig.
Vielleicht hat man sich aber beim Texten des Stellenangebots aber auch nur vertippt und ist nicht auf der Suche nach einer echten Videoredakteurin oder einem erfahrenen Videoredakteur, sondern bietet nur ein kurzes und sogar bezahltes Praktikum an. Was die Kritik an der Sparsamkeit der Herren Professoren als ungerecht erscheinen lassen würde…
Na ja, als „akademischer Bibliothekar“ wird der Herr Magister wohl keine Ahnung haben und das Stelleninserat wohl °nach Vorschrift | nach Vorgabe° der angeführten Professorenschaft erstellt haben … 😉
[ … Mag. Manfred Gschwandtner (Bibliothekar) berichteten über die aktuelle Entwicklung der traditionsreichen Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien, besonders über das Projekt der Digitalisierung der ältesten Jahrgänge der Wiener Klinischen Wochenschrift, die von der Gesellschaft seit 1888 herausgegeben wird… / Quelle google, ein .pdf ]
Oder er ist (auch) ein studierter Kostenrechner, ausgebildet an der WU und weiß im Auftrag wie man Jungakademiker und andere für diesen Beruf des Videojournalisten qualifizierte Menschen unmenschlich auspresst…?!
Es sei zu wünschen, dass bei diesem Angebot tatsächlicher der Tausender vor der 650 fehlt !!! Denn diese etwa € 21,- Brutto / StundenLOHN sollten für eine:n angestellte:n Akademiker:in wohl die absolute Untergrenze sein… Das wär´ dann ein fairer GEHALT
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Meine Mail an das Ärztehaus…
Sehr geehrter Herr Mag. Gschwandtner,
im Netz ist mir Ihre Stellungsausschreibung begegnet und ich bin mir nicht sicher ob dieses Jobangebot ein Witz oder ein Irrtum ist, oder einfach nur ein Druckfehler oder es fehlt eine Null am Ende.
Ich darf Sie einmal ein wenig aufklären.
Die von Ihnen kommunizierten Anforderungen erfordern mal grob geschätzt eine Ausbildungsdauer von ca. 5 Jahren, dazu kommen noch Weiterbildung und Engagement in der Freizeit um sich all dies wirklich anzueignen.
Sie verlangen dann auch noch die Verschmelzung verschiedenster Berufsgruppen zu einer, was wahrscheinlich nur den Wenigsten überhaupt gelingen kann. Also, ich spreche hier von einem Niveau das Ihrer Berufsgruppe entspricht. Denn genau das ist es, es ist anspruchsvoll und erfordert wirklich Können und Professionalität.
Ich kann mir ehrlich geschrieben auch nicht vorstellen das diese von Ihnen geforderten Tätigkeiten in 20 Stunden pro Woche zu bewältigen sind. Wie stellen Sie sich das eigentlich vor das ein Top ausgebildeter Medienprofi für dieses Geld auch nur einen Finger rührt.
Man könnte ja solche Angebote verstehen wenn es um ein soziales Engagement geht, aber für eine Vereinigung eines Berufsstandes der selber, zugegeben Verdientermassen, hohe Einkünfte erzielt ist so ein Angebot, ich will es mal so formulieren, ein ziemliches Armutszeugnis und entspricht nicht der Realität.
Mir ist nach der Stellenausschreibung klar das sie wirklich einen Top Ausgebildeten Profi für ihre Anliegen brauchen, denn scheinbar hat sich niemand darüber Gedanken gemacht das diese Offerte sich im Netz ausbreitet und Wellen schlägt.
Es ist mir natürlich nicht ganz unbekannt das gerade Tätigkeiten in den Medien meist unterschätzt werden und viele denken das das alles so nebenbei zu bewerkstelligen ist. Aber das ist es nicht, es ist die Arbeit für talentierte und gut ausgebildete Kollegen die eine ähnlich lange Ausbildung haben wie Mediziner.
Ich bitte Sie zu Ihrem eigenen Nutzen das Jobangebot zu überarbeiten und mit fairen und vor allem korrekten Konditionen zu versehen, das gebietet die Moral und Ethik, das gebietet die Verantwortung für Mitmenschen.
Alles andere wird nicht akzeptabel sein denn es ist nicht korrekt.
Mit freundlichen Grüßen
AK
Das Honorar entspricht ungefähr dem Normallohn eines scheinselbstständigen (bei einem anderen TA tätig) Tierarztes (leider immer noch sehr häufig, damit wird der großartige Mindestlohn von ca 2000 € Brutto für Angestellte umgangen).
Ich kann den Job, das Publizistik-Studium hab ich auch. Und ich muss sagen, dass die im Inserat angegebene Bezahlung, wenn ich sie richtig als Tagesgage begreife, ganz in Ordnung und für die Leistung marktüblich ist.