Das Café Rundfunk ist Geschichte. Damit ist wieder eines der ältesten Wiener Traditionscafés verschwunden. Das ist deshalb besonders bedauerlich, weil es das neue Führungsteam geschafft hat, einen großen Teil der Stammgäste zurückzugewinnen, die von den Vorgängern vergrault wurden.
Früher einmal, da war das Café Rundfunk in der Alserbachstraße faktisch rund um die Uhr geöffnet. Um vier Uhr konnte man Schnitzel essen, eine Gulaschsuppe nach dem Ball oder das letzte Fluchtachterl genießen, nachdem alle anderen Lokale bereits gesperrt hatten. Das alles noch dazu preisgünstig und in hoher Qualität.
Sehr oft war es unmöglich, einen Platz zu bekommen, weil alle Tische besetzt waren. Vor allem zu Mittag oder am frühen Abend, denn die täglich wechselnden Menüs waren gefragt.
Die ersten Probleme kamen nach der Einführung des Euro, der vieles teurer machte. In der Gastronomie zumindest. Fernsehgeräte oder Computer wurden ja billiger.
Wirklich ernsthaft war der Gästeschwund nach der Einführung der Nichtraucherzonen. Die blieb in diesem Lokal weitgehend leer. Fallweise von Touristen besucht zwar, aber die meist rauchenden Stammgäste bevorzugten den unbequemeren Barbereich, wo man noch seinem Laster frönen konnte. Da fanden sich auch viele Nichtraucher ein. Denn es war gemütlicher dort. Und man traf einander.
Dass da Unternehmen noch halbwegs wirtschaftlich zu führen war, das verdankten die Eigentümer den paar Spielautomaten, die hier aufgestellt waren.
Das Fiasko begann allerdings mit neuen Geschäftsführern, die es in kürzester Zeit schafften, die guten alten Gäste zu vergraulen. Nach der Devise: Preise rauf, Qualität runter, blöde Sprüche und ein Angebot, das unzumutbar war. Zumindest für jene, die von der guten Qualität verwöhnt waren. Vor allem der gebackene Kabeljau wurde von vielen als der beste der Stadt bezeichnet.
Drei Jahre lang war das Lokal von den Stammgästen gemieden. Bis die Eigentümer die Notbremse zogen und die Geschäftsführung austauschten. Vorerst mit langsamem, aber stetigen Erfolg. Alte Stammgäste tauchten wieder auf, die Qualität stieg auf das altgewohnte Niveau, die Preise wurden moderat kalkuliert und das hochmotivierte Team in Küche und Service zog wieder gute Gäste an.
Der nächste Schlag für die Wirtschaftlichkeit war das Verbot des kleinen Glücksspiels in Wien. Damit fiel nicht nur der Umsatz aus den einarmigen Banditen weg, sondern auch – in bescheidenerem Umfang – jener aus den Getränken und Speisen der Spieler.
Dennoch, oder vielleicht auch deswegen, kamen zunehmend mehr Gäste. Neue, aber auch manche alte, die erst nun erfahren hatten, dass „man wieder ins Rundfunk gehen kann“. Wenn auch seit geraumer Zeit nicht mehr rund um die Uhr.
Ende Oktober wurde nun das Personal darüber informiert, dass die ehrwürdige Institution verkauft ist und ein neuer Eigentümer ein vollkommen anderes Lokal aus dem Café machen wird. Ein „Irish Pub“.
Damit ist „das Rundfunk“ nun endgültig Geschichte.
Schade.
Nachbemerkung: Der neue Eigentümer hat bereits mehrere Lokale erfolgreich gegründet. Was man auf seiner Webseite sieht, schaut auch nicht so übel aus. Nun liegt es an ihm und seinem Team, die alten Gäste zu erhalten und eine neue Institution am Alsergrund zu schaffen. Bleibt zu hoffen, dass ihm dies gelingen möge.
Dem „Rundfunk-Team“ ist jedenfalls zu für den gezeigten Einsatz zu danken. Jenem Team, das versucht hat, die alten Standards wieder herzustellen, die von den Vorgängern ruiniert wurden.
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Link zum neuen Eigentümer: „Golden Harp“