Kreta boomt. Wie nie. Sagen zumindest die Zahlen. Rund 6,5 Millionen Touristen wollen in diesem Jahr die Insel besuchen. Bei einer gesamten Einwohnerzahl von knapp 624.000. Die Vorteile für westeuropäische Touristen: Kreta ist vergleichsweise günstig. Und sicher. Auch dann, wenn mal wieder geschossen wird. Denn die „Blutrache“, die es fallweise gibt, ist noch nicht ganz ausgestorben. Auch wenn sie sehr selten geworden ist. Oder, wenn bei Feiern wie Hochzeiten scharf geschossen wird. Der Autor wurde Zeuge, wie das satte Rattern der Kalashnikov in der Nebenbucht manche Touristen vertrieben oder schwer verunsichert hat. Aber das gehört auch der Vergangenheit an. Mittlerweile hört man (wenn überhaupt) höchstens einige Schüsse aus einer 9 mm Parabellum.
Nun zum eigentlichen Thema, der Kotsifou-Schlucht. Es hat im vergangenen Jahr begonnen. Man wollte (und hat das wahrscheinlich auch getan) neue Kabel verlegt. Und man hat, sagen zumindest manche Einheimische, versucht, die Felsen mit Netzen zu sichern. Ohne allerdings ein geologisches Gutachten einzuholen.
Es kam im März 2024 zu einem Felssturz, der auch die Straße beschädigt hat. Mit schwerwiegenden Folgen für die ganze Region. So hat eine Taverne, die unmittelbar nördlich der Schlucht gelegen ist, de facto ihren Betrieb eingestellt. Außerdem leiden die Orte, die westlich nach der Schlucht gelegen sind, massiv unter dem Felssturz. Weil die einheimischen Tagestouristen fehlen. Besonders betroffen: Die Gemeinden Rodakino und westlicher gelegen.
Ebenfalls betroffen sind viele Einheimische und Lieferanten, die regelmäßig nach Rethymnon pendeln müssen. Für diese bedeutet dies einen Umweg, der locker eine halbe Stunde mehr Zeitaufwand bedeuten kann.
Doch ein Ende der Misere ist abzusehen: Behörden versichern, dass man an einer Lösung arbeite. Das kann bedeuten: Man macht die Straße durch die Schlucht in ein, zwei Monaten wieder passierbar. (Man sperrt sie halt wieder im Oktober). Oder – wie manche meinen – sie ist gesperrt. Für mindestens zwei Jahre oder vielleicht sogar für länger.
Es ist allerdings eines sicher: Die „Schlucht“ wird es in dieser Form nicht mehr geben. Weil man statt Geologen zuzuziehen einfach darauf los gearbeitet hat…