Ein „Tip“ ist kein guter Rat. Der Rat zu „tipen“ aber schon.

TipIm Land der unbegrenzten Möglichkeiten, also jenes, von dem die aktuelle Wirtschaftskrise ausgegangen ist, ist auch die Freiheit des Unternehmertums fast grenzenlos. „Hire & Fire“, das sind keine Schlagworte, sondern Realität. Zehn Wochen hat man Urlaub, ist man zwei Tage verkühlt im Bett, weil die Klimaanlage den Arbeitsplatz auf 16° Celsius kühlt, wenn es draußen feuchte 38° hat, dann hat man schon zwei verbraucht. Weil die Menschen, also jene, die arbeiten, auch konsumieren können sollen, gibt es auch einen Mindestlohn. Derzeit 6 Dollar und 25 Cent. Brutto für netto, um die Versicherung muss man sich schon selber kümmern. Weil ein kleines Bier rund fünf Dollar, ein Glas Wein sogar rund zwölf Dollar kostet, ist das Geld knapp.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat man, das versteht sich ja von selbst, auch einen Ausweg aus der Misere gefunden. Die Dienstleister, die die Reichen und Schönen bedienen, herumfahren, ihnen im Bus die Sehenswürdigkeiten erklären oder als sonstige dienstbare Geister arbeiten, werden mit einem „Tip“ belohnt. Bei uns heißt das Trinkgeld, ist im Gastgewerbe bereits im Preis inkludiert, und sorgt für ein besseres Einkommen. Die Kollegen unserer Kellner in Florida sind da ein wenig ärmer dran. Weil manche Gastronomen oder Anbieter von Dienstleistungen zahlen den Mitarbeitern schlappe zwei Dollar. Nur wenn trotz der mildtätigen „Tips“ weniger als 6 Dollar 25 pro Stunde erzielt werden, zwahlen sie die Differenz. Wahrscheinlich zähneknirschend. Aber dennoch, denn klagsfreudig, das ist man ja schon.

Um über die Runden zu kommen, um sein Leben halbwegs bestreiten zu können, da muss man hackeln. Sechs Tage die Woche, zehn Stunden am Tag. Minimum. Da wundert es auch nicht, dass es auf der Flaniermeile Miamis, dem „Ocean Drive“, vor jeder Kneipe, jedem Restaurant und jeder Bar fesche jungen Damen stehen, die mit den Methoden der orientalischen Bazarinhaber die Kunden zum Eintritt locken. Zwar nicht mit der Einladung zum Gratis-Tee, aber mit dem Aufzählen der Speisekarte.

Tips, also Trinkgeld, zu geben, das sollte man sich schon am ersten Tag angewöhnen. Die freundlichen Leute dort werden dann noch eine Spur freundlicher, das freundliche Lächeln wirkt dann auch nicht mehr so künstlich wie meist.

Was uns Europäer auch noch irritiert: Man zahlt in Florida nur sieben Prozent Mehrwertsteuer. Die ist allerdings auf den Preisschildern nicht inkludiert. Also: Beim Preisvergleich die Steuer dazurechnen, damit es halbwegs stimmt…


Did you like this? Share it:
Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.