Strafvollzug: „Sozialromantiker“ versus „Law & Order-Deppen“

Die einen sehnen sich nach den Zeiten des „schweren verschärften Kerker mit Wasser und Brot am Tag der Tat“ zurück, die anderen wollen schwere Jungs mit der therapeutischen Beobachtung von Regenwürmern auf den Pfad der Tugend zurück führen. Beides Schwachsinn, sagen Insider. Insider übrigens, die auf beiden Seitens des Gesetzes stehen.

Trotz TV-Gerät: Der Knast ist kein Luxushotel, versichern Insider

Für Therapeuten jeglicher Disziplin sind die Strafvollzugsanstalten ein wunderbares Laboratorium für Feldversuche der besonderen Art. Da wird die Selbstbeherrschung geübt, indem man einem Schneck beim Gleiten zusieht und dabei bewegungslos verharren muss. Pädagogisch sicher wertvoll war auch eine Neigungsgruppe von Knackis, die beobachten sollte, wie sich die Population von Regenwürmern entwickelt.

Ein Personalvertreter der Justizwache beklagt etwa auf einer schon lange nicht mehr aktualisierten Homepage gar: „In den Justizanstalten werden Therapien angeboten, die sich ein Privater gar nicht leisten kann. Tempelhüpfen, Seilspringen, Yoga, Trommeln und noch vieles mehr wird mittlerweile in den Justizanstalten angeboten.“

Dass hier therapeutische Dilettanten am Werk sind, das erzählen auch ehemalige Insassen mit Genugtuung. Die Therapeuten werden nämlich „am Schmäh“ gehalten, denn dumm sind sie schließlich nicht, die schweren Jungs. Dennoch: Viele der therapeutischen Angebote werden nicht als „lustvoll“ erlebt, sondern – als Strafverschärfung. Auch von den Beamten, die diese Gruppen ja beaufsichtigen müssen und denen dann die Arbeitszeit knapp wird.

Insgesamt sind diese „pädagogisch wertvollen Therapieangebote“ sowohl vom Zeitbudget als auch von den Kosten nur eine Marginalie. Wirklich gefährlich kann es in jenen Bereichen werden, in denen Gutachter zum Zug kommen, die ihr Geld nicht wert sind. Entweder weil „sozialromantisch“, oder weil „schlampig oder inkompetent“ oder auch deshalb, weil manche die Insassen – wenn überhaupt – nur kurz sehen. Das versichern zumindest Insider aus dem Strafvollzug.

Als brandgefährlich werden allerdings die Forderungen der „Law & Oder-Deppen“, wie dies ein Beamter bezeichnet, eingestuft. Der wünscht sich, dass jene, die nach harter Gangart schreien und die Justizanstalten als „Luxushotels für Schwerkriminelle“ bezeichnen, dort einige Tage Dienst machen. Unter den von ihnen geforderten Bedingungen allerdings. „Seit die Insassen relativ uneingeschränkt fernsehen können, sinkt die Zahl derer, sie sich selbst verletzen merkbar“, so der Beamte. Er beklagt, dass die Forderungen nach hartem Strafvollzug zwar Rachegelüste befriedigen würden, aber die Sicherheit von Unschuldigen massiv gefährdet. Nämlich jener unschuldiger potentieller Opfer, die im Strafvollzug arbeiten.

Artikel auf facebook teilen

 

Did you like this? Share it:
Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines, Justiz, Politisches abgelegt und mit

Schlagworte: Angst, Gesetz, Häfen, Justizanstalt, Justizwache, Knast, Kriminalität, Pädagogen, Politik, Psychologen, Sicherheit, Strafanstalt, Therapeuten, Therapie,

verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.