In Planung: Die Wehrsportgruppe des Norbert Darabos

Der Herr Sportminister, der auch für die Landesverteidigung zuständig ist, plant wild entschlossen, die Wehrpflicht abzuschaffen oder zumindest auszusetzen. Sein Ziel: ein kleines Berufsheer, verstärkt durch eine Art „Freiwilligen-Miliz“. Das stößt manchen zwar sauer auf, wird jedoch kaum zu verhindern sein. Was kommt, ist – wahrscheinlich – eine Art „Wehrsportgruppe mit Profielementen“.

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Norbert Darabos

Sportminister Mag. Norbert Darabos will ein Profiheer mit Freiwilligenkomponente. © Kreuziger

Begründet werden die Pläne des Sportministers mit einer vollkommen neuen politischen Situation ohne Bedrohungen für Österreich, mit der Möglichkeit, Steuergeld zu sparen oder sinnvoller einzusetzen und einer wesentlich höheren Schlagkraft einer Profitruppe. Das klingt eindrucksvoll und ist es auch. Irgendwie halt. So wie das neue Bedrohungsbild, das in unterschiedlicher Qualität in den Medien beschrieben und diskutiert wird.

Die realistischen und von allen wahrgenommen Bedrohungsbilder, bei denen das Heer eingesetzt wurde und wird, sind – vorwiegend – Naturkatastrophen. Überschwemmungen, Lawinenabgänge, übermäßiger Schneefall. Situationen, die gerne mit dem Slogan beschrieben werden: „Wir helfen dort, wo andere nicht mehr können.“ Das stimmt zwar in seltenen Fällen, meist könnten das allerdings auch andere Institutionen. Vielleicht sogar besser. Niemals aber billiger und in so kurzer Zeit.
Zu Abwehr moderner Bedrohungen braucht man jedoch, so die Meinung der Wehrpflichtgegner, keine Soldaten. Terrorismusbekämpfung kann man getrost der „Cobra“, also der Spezialeinheit der Polizei überlassen. Ebenso den Schutz vor Anschlägen auf die Infrastruktur. Was an militärischen Aufgaben übrig bleibt, ist bescheiden und kann durch ein kleines Heer von 15.000 Mann, ergänzt durch ein paar tausend Freiwillige, locker und kostengünstig geschafft werden, so die Wehrpflichtgegner. Also ein wenig „Luftpolizei“, ein paar Kompanien für friedenserhaltende internationale Einsätze, knapp 200 Mann für die Teilnahme an der „Europa-Armee“.
Auch den Nutzen hat man ja akribisch ausgerechnet: Der Wirtschaft entgehen nicht mehr mindestens 20.000 junge Männer pro, die dem Arbeitsmarkt entzogen werden, junge Männer werden nicht mehr mit sinnlosen Aktivitäten konfrontiert, wie Küchendienst, Büroarbeiten oder Autolenken beim Bundesheer. Dann braucht man auch viel weniger Platz für Kasernen, kann bei Panzern, Gewehren und Uniformen sparen und erspart sich die Kosten für Personalverwaltung und Ausbildung.
Auch der Psyche von tausenden Österreichern würde das gut tun. Kein Drill mehr, kein rauer Kasernenhofton, keine hierarchischen Strukturen deformieren die Seelen dieser jungen Männer.
Klingt also nach „modernen Managementmethoden“ und für viele daher – auch europaweit – modern. Allerdings auch nach „mehr privat-weniger Staat“. Doch das ist in der Sicherheitspolitik fatal. Insider wissen, wie schwierig es ist, geeignetes Personal ein Berufsheer zu finden. Geeignet nicht nur körperlich, sondern auch intellektuell und demokratiepolitisch. Nicht grundlos tummeln sich bei eigenartigen uniformierten „Traditionsverbänden“ hauptsächlich Männer, denen das Bundesheer nicht grundlos eine über den Dienstgrad des Gefreiten hinausgehende Karriere verwehrt hat. Wegen körperlicher oder anderer Defizite.
Auch der Abbau von Verwaltungspersonal beim Heer führt nicht immer zu den erwarteten Verbesserungen und Kostenreduktionen. So wurde bei einer der unzähligen „Reformen“ der Wirtschaftsdienst intern ausgegliedert. Die Folge: Massive Probleme bei der Ausgabe von Kleidung und Ausrüstung. Denn die Intentionen des Wirtschaftsoffiziers entsprachen genau dem Gegenteil der Bedürfnisse des Kampfverbandes. Abgesehen von der Unfähigkeit, den Bedarf der Truppe überhaupt zu erkennen.
Nicht zu erkennen scheinen der Sportminister und seine Berater auch den immateriellen Nutzen eines Milizsystems, das auf der allgemeinen Wehrpflicht beruht. Zum Beispiel die sehr billigen oder sogar kostenlosen Leistungen und das Know How, das Milizsoldaten ins Heer einbringen. Dies müsste dann eben teuer eingekauft werden. Zu marktüblichen Preisen.
Dass das Bundesheer nach wie vor reformbedürftig ist, das weiß wohl jeder in diesem Land. Das wird aber nicht möglich sein, wenn man das Heer aushungert, seine Personalreserven auf Null reduziert und dankend auf das Können und Wissen der engagierten Milizsoldaten und Grundwehrdiener verzichtet.
Dann wird aus einem ohnehin schon minimalistischen Heer eine staatlich legitimierte und teure Wehrsportgruppe. Aber vielleicht ist es ja das Ziel des Sportministers, seinen Nebenberuf als Ressortchef der Landesverteidigung abzuschaffen. Dann sollte er aber auch den Begriff „Bundesheer“ aus seine Wortschatz streichen.

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Schlagworte: Berufsheer, Bundesheer, FPÖ, Gesetz, Norbert Darabos, Politik, Sicherheit, SPOE, Wahlkampf, Wehrpflicht,

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