Über mangelnde Medienpräsenz kann sich seine Exzellenz, der Herr Botschafter der Türkei, nach einem Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“ nicht beklagen. Das ist gut so, auch wenn das manche gar nicht mögen. Aus unterschiedlichen Gründen.
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Der Botschafter der Türkei hat heftige Diskussionen ausgelöst. Vielleicht hilft das, die Spannungen zu lösen. © Kreuziger
Herr Kadri Ecved Tezcan, Botschafter der Türkei und wie er selbst sagt, auch der etwa eine Viertelmillion zählenden türkischen Gemeinde in Österreich, hat einige unangenehme Sätze zu Protokoll gegeben. Das mag zwar undiplomatisch gewesen sein, hat aber zu bemerkenswerten Redaktionen geführt. In der Politik, in den Medien und auch bei den vielzitierten „Mentschen“, wie Politikschaffende das Wahlvolk gerne bezeichnen.
Eines vorweg: Recht haben sie alle, die sich zu Wort gemeldet haben. Irgendwie halt. Das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab.
Viele Politikschaffende, vor allem jene, die in der Bundesregierung beschäftigt sind, haben den Herrn Botschafter dafür gescholten, dass er Österreich kritisiert. Zum Beispiel hat er das Faktum, dass die Polizeiministerin für Migration zuständig ist und bei Problemen polizeiliche Lösungen bevorzugt, angesprochen.
Die Frau Polizeiministerin Magister Doktor Maria Theresia Fekter hat wieder andere Probleme mit dem Herrn Botschafter via Medien verbreiten lassen. So bemerkt sie im Interview mit der „Presse“: „Ich habe den Eindruck gewonnen, dass er Probleme hatte, in einem politischen Amt einer Frau auf Augenhöhe begegnen zu müssen.“
Das klingt nach Retourkutsche. Persönlich. Sachlich hat, so Fekter, der Botschafter türkische Schulen für türkische Jugendliche gefordert. Unter anderem. Doch darüber demnächst mehr.
Die Österreicher wieder, die haben das gar nicht gern gehört, dass der Herr Botschafter behauptet, die Österreicher würden sich – außer im Urlaub – nicht für andere Kulturen interessieren. Schon gar nicht für die türkische, das hat er vielleicht gemeint.
Auch über die Ghettos hat der Herr Botschafter etwas gesagt. Dass Türken und andere Ausländer in den anderen Gegenden in Wien gar keine anderen Wohnungen bekommen würden als in den gewissen Vierteln um den Brunnenmarkt oder in Favoriten. Auch dass Österreicher ihre Kinder nicht in Schulen schicken würden, in denen mehr als 60% Migrantenkinder unterrichtet würden.
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Es wird diskutiert, und das ist gut so
Abgesehen von den diplomatischen Verstimmungen und den Befindlichkeitsstörungen der Politikschaffenden ist dennoch eine Diskussion in Gang gekommen. Die man schon vor Jahrzehnten hätte führen können und die auch schon vor vielen Jahrzehnten geführt wurde. Leider meist von Rechtspopulisten dominiert und extrem vereinfacht.
Dass massive Zuwanderung nicht ohne Probleme möglich ist, wird kaum jemand leugnen können. Das hat mit Befindlichkeiten zu tun, viel mehr jedoch mit kulturellen Unterschieden und vor allem mit Sprachproblemen. Was nicht verstanden wird, und zwar in Wort, Geste oder Tradition, das macht Angst. Angst vor Veränderung zum Beispiel. Angst davor, das gewohnte eigene Verhalten ändern zu müssen und sich auf „Fremdes“ einzulassen.
Diese Ängste sind es auch, die Vorurteile erst ermöglichen und die Gerüchteküche brodeln lassen. Das war schon vor Jahrhunderten nicht anders.
Erinnern wir uns an einige dieser uralten Ängste, Vorurteile und Gerüchte. Zum Beispiel an den Kult um den „Anderl vom Rinn“. 1462 soll im Tiroler Ort Rinn der dreijährige Anderl Oxner von Juden durch einen Ritualmord ums Leben gekommen sein. Was im Laufe der Jahrhunderte folgte, war signifikant für das Entstehen von Gerüchten, von Legitimation von andersgläubigen Menschen und kollektivem Zorn und den daraus folgenden Rachegedanken.
Wer nun meint, das hätte sich nach dem Holocaust im Dritten Reich geändert, irrt. Noch in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es ähnliche Schilderungen grauenvoller Rituale der Juden. Diese würden kleine Kinder rauben, über eine Holzrutsche, an deren Enden Sensen eingebaut sind, in Keller rutschen lassen und dort ihre blutrünstigen und grauenvollen religiösen Rituale pflegen. Das haben Angehörige einer kleinen christlichen Sekte behauptet. Die zwar Jesus als Gott anerkannt haben, allerdings war dieser, so die Glaubensgrundlage, ein in Palästina lebender Abkömmling germanischer Zuwanderer.
Auch „Zigeunern“ werden noch immer geheimnisvolle Kräfte zugeschrieben. Vor allem jenen, die leichtgläubige Zeitgenossen kräftig mit allerlei Fluchdrohungen und Heilsversprechen abzocken. Diese wurden zwar nicht mehr „verhext“, um ihr Erspartes und den Schmuck herauszurücken, aber sie wurden „hypnotisiert“. Entweder kommen manche der Opfer selbst auf die Idee, manchmal wird sie diesen aber auch eingeredet. In jedem Fall wird diesen „Fremden“ zugesprochen, über unheilvolles Wissen und die entsprechende Absichten zu verfügen.
Es ist auch noch nicht allzu lange her, dass den Schwedinnen eine besonders freizügige Gestaltung ihres Sexuallebens zugeschrieben wurde. Von Österreichern. Sogar Filme wurden gedreht, die einschlägige Titel hatten. Ähnliche freizügig werden Europäerinnen derzeit von den Bewohnern vieler Länder gesehen, die zu den beliebten Urlaubsdestinationen zählen. Auch das dürfte Gründe haben, die mit kulturellen Unterschieden und Kommunikationsproblemen zu begründen sind. Oder eben mit persönlichen Vorlieben der handelnden Personen beiderlei Geschlechts.
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Kebab, Pizza oder Schweinefleisch süß-sauer…
Politisch agitiert wird auch gerne mit den Essgewohnheiten der Zuwanderer. Zumindest ansatzweise und mit dem Beigeschmack der Gerüchtebörse. Das in Wien angeblich übliche und weit verbreitete Grillen von Hammeln im Gemeindebau ist eines jener Gerüchte, die von Rechtspopulisten stets mit großem Beifall bei Wahlveranstaltungen oder auf Homepages zum Besten gegeben wird.
Dass in Wien viel öfter gegrillt wird, zum Beispiel auf der Donauinsel oder im Schwarzenbergpark, das ist evident. Man darf das nämlich mittlerweile. Vereinzelt hat man früher auch im Überschwemmungsgebiet gegrillt. Allerdings selten, denn das Schleppen der Utensilien inklusive Griller und Holzkohle, verbunden mit der Anreise per Tramway, das war nun doch ein wenig mühsam. Da hat man dann doch das kalte Wienerschnitzel mit Gurkensalat aus dem Glasl bevorzugt.
Entsetzen hat man auch vor 25 Jahren bei vielen Menschen ausgelöst, wenn man zugegeben hat, rohen Fisch zu verspeisen. Sushi oder Sashimi gab es nur in einem winzigen Lokal beim Naschmarkt. Das hat sich nun verändert. Auch Lamm kam äußerst selten auf den Tisch. Vielleicht zu Ostern, oft bei Familien mit ländlichem Migrationshintergrund. Dort gab es auch manchmal ein „Kitzerl“ zum hohen Fest der Christen. Lamm oder Kitz waren den meisten Wienern eben fremd und wurden von der Mehrheit strikt abgelehnt.
Kopftuch, Dirndl und das „Wehrmachtskappel“…
Es ist erst ein halbes Jahrhundert her, dass vor allem im ländlichen Gebiet strenge Bekleidungsregeln gegolten haben. Verheiratete katholische Frauen ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit, das war undenkbar. Blickdichte Strümpfe, auch im Hochsommer waren Pflicht, Frauen beim Gottesdienst ohne Tuch oder Schleier, und nicht stets getrennt von den Männern sitzend, waren in manchen katholischen Gemeinden eine grobe Missachtung der göttlichen Weltordung.
Männer trugen Hut, zumindest eine Kappe. Oft aus alten Wehrmachtsbeständen, ohne Abzeichen halt. Das tun sie immer noch, die älteren Herren. Halt nicht mehr das Modell „Bundesheer“ oder „Lagerhaus“. Jetzt trägt man die feschen, die man in den USA auf dem Haupt hat. Mit unterschiedlichen Aufschriften und verschiedenen Farben. Sogar die einst verpönte Jean haben diese Herren für sich entdeckt. Früher, in der Jugend, da trugen sie noch die Trevira-Hosen, in mausgrau gehalten.
Die Tracht der Juden, „den schwarzen Kaftan“ mit dem Hut, der war vielen schon immer suspekt. Vor allem in den Jahren nach dem Krieg, als es viel weniger Juden gab als jetzt und sich viele gar nicht durch ihre Kleidung dazu bekennen wollten. Diese Tracht also, die war ursprünglich als Bekleidungsvorschrift dem Volke Israels aufgezwungen worden. In einer Zeit, als nur bestimmte Schichten und Gruppen der Bevölkerung bestimmte Stoffe, bestimmte Farben und bestimmten Schmuck tragen durften. Das dürfte sich im kollektiven Unbewussten irgendwie erhalten haben. Bei aller Uniformierung, die es gibt: Wenn es fremde Uniformen wie Trachten sind, dann fordern schon viele ein Verbot derselben. Weil es eine „religiöse Manifestation“ sei. Oder sogar eine politische Äußerung.
Das stimmt zwar bedingt, sollte aber legitim sein. Denn die verschiedenen Trachten, die könnten ja unser Stadtbild bunter und interessanter machen. Manchen macht dies aber Angst, vielleicht weil hierzulande traditionelle Kleidung zu oft und zu lang politisch missbraucht wurde. Oder weil man sich mit den blauen US-Uniformhosen von der Vorgängergeneration abgrenzen wollte.
Dennoch reagieren Linke, Rechte, Intellektuelle oder Bildungsferne im Land nahezu hysterisch auf Kopftuch und Übermäntel. Ganz Europa scheint derzeit eine Phobie ergriffen zu haben, die Äußerliches bekämpft statt die Ursachen für soziale Spannungen zu analysieren und zu beseitigen.
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„Mein Park gehört mir. Den verteidige ich auch. Bis aufs Messer.“
Die städtischen Konfliktzone „Park“, auch die ist nicht neu. Dass bildungsferne Gruppen Jugendlicher „ihren“ Park gegen Eindringlinge verteidigen, das ist schon lang pubertäres und testosterongesteuertes Gruppenverhalten. Hernals gegen Ottakring, auch das gab es schon, als die Gruppe der Zuwanderer sehr überschaubar war. Auch damals waren die lokalen Cliquen, die vorher „Platten“ genannt wurden, bewaffnet. Mit verbotenen Springmessern, Schlagringen und – was mittlerweile aus der Mode gekommen ist – mit Fahrradketten.
Diese bildungsfernen Jugendlichen, die aus den gleichen Wohnvierteln wie die heutigen stammten, waren der deutschen Sprache ebenso wenig mächtig wie manche der heutigen Migrantenkinder. Viele waren und blieben bis heute funktionale Analphabeten, manche gingen in die „Sonderschule“, und immer dann, wenn die Sprachlosigkeit mangels Hirn oder Sprachschatz überhand nahm, schlugen sie zu. Mitunter auch sehr brutal, wie die Chronikseiten damals zu berichten wussten.
Eigentlich hat sich also gar nicht soviel geändert. In der Sache zumindest. Sehr wohl aber in der Wahrnehmung, der Quantität der Berichterstattung und der Qualität der Diskussion über die derzeitigen Probleme. Die man durchaus verändern sollte, damit sich manches ändert.
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eines fernen tages wird man sich entsinnen, dass da mal was war, – etwas zum lesen…nein nicht die bibel, aber so ähnlich: ein buch. mit wissen drinn….
eines fernen tages wird man sich auch besinnen, und zugeben dass das prinzip „höher-besser-schneller-stärker“ mit den wirtschaftswachstum nicht zu realisieren ist, und das das prinzip „brot und spiele“ in einer immer differenter werdenden gesellschaft zerbröckelt…
eines fernen tages wird man erkennen, das bildung und wissen die menschen eint, sie respekt lehrt und andersdenkigkeit als chance und nicht als bedrohung wahrgenommen wird….
eines fernen tages wird jeder wissen, dass bücher das allumfassendste werkzeug des geistes sind, und vielleicht wird man dann auch wieder danach handeln, und der jugend stapelweise bücher vorlesen…..
und eines fernen tages, wenn die frau dr. polizeiminister wieder mehr zeit hat, vielleicht kann sie dann all das nachlesen, was ihr in der geschwindigkeit ihrer raschen reaktionen auf den tagesaltag oftmals verwehrt wird….
…