Die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft bietet den Ärzten bis 2015 eine Erhöhung der Honorarsätze von 0,34% jährlich an, die Ärztekammer fordert 1,46%. Mit Stichtag 27. Mai 2010 ist keine Einigung in Sicht, ein vertragsloser Zustand droht. Grund genug, um einige Zahlen hinter den Zahlen zu betrachten.

Das Management der Vorbereitung für Operationen wird Ärzten abgegolten. Allerdings nur bei 3% aller Patienten pro Jahr..
Wir Patienten sehen die Abzüge für die Krankenversicherung auf der Gehaltsabrechnung, die Buchhalter sehen zudem den Dienstgeberanteil, selbständige, Freiberufler oder Zwangsmehrfachversicherte bekommen die Beitragsbescheide. In jedem Fall bleibt netto vom Lohn oder vom Honorar immer weniger übrig, obwohl Lebenskosten steigen und die nötigen Investitionen und Betriebskosten für Selbstständige und Freiberufler ebenfalls immer teurer werden. Bei meist sinkenden Einnahmen.
Darüber klagen die Versicherten. Darüber klagen aber auch die niedergelassenen Ärzte. Denn in den Kassenhonoraren sind in den meisten Fällen auch die Kosten für Ordinationsbedarf enthalten, die Kosten für Mitarbeiter, Miete, Energie, EDV etc. ebenfalls.
Berechtigt ist deshalb die Frage: Was bekommen die Ärzte eigentlich für ihre Dienste von den Kassen? Dieser Frage sind Vertreter der Ärztekammer bereits im Juli 2008, als sie in Wien zur großen Demo aufgerufen haben, bereits elegant ausgewichen. Man kennt sich offenbar in der Medizin besser aus als in Sachen Kommunikation, aber man kann nicht erwarten, dass Ärzte neben der Medizin auch noch in der Gesundheitspolitik, der Betriebswirtschaft, der Krisenkommunikation und in juristischen Fragen gleich gut auskennen.
Veröffentlicht wurden und werden zwar die Prozentsätze von Forderung und Angebot, nicht jedoch die Honorarsätze. Zumindest nicht ebenso deutlich wie die Forderungen. Das sei hier ein wenig nachgeholt, man soll ja wissen, wer worüber sudert.
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Beispiel Patientengespräch.
Dass Ärzte keine Zeit für das Gespräch mit ihren Patienten haben, darüber jammert man seit Jahrzehnten. Mittlerweile wurde, das ist auch schon länger her, die Kostenübernahme durch die Kassen erreicht, die Ärzte sollten daher, so die Patientenmeinung, nun auch gefälligst die nötige Zeit für genaue Erklärungen der Dianose, der Therapie und der Seelennöte aufbringen. Eine halbe Stunde mindestens, das erwarten die Patienten. Schließlich zahlen sie dafür auch ihre Beiträge. Tatsächlich wird die „Ausführliche therapeutische Aussprache“ (Honorarordnung der SVA) bezahlt. 10,90 Euro für mindestens zehn bis fünfzehn Minuten. Brutto. Das entspricht – großzügig berechnet – einem Stundenumsatz von knapp 60 Euro. Allerdings darf dieses ärztliche Gespräch nur in 11% der Behandlungsfälle pro Quartal verrechnet werden. Im Klartext: Nur jeder zehnte Patient pro Vierteljahr kommt in diesen Genuss.
Beispiel Operationsmanagement
Es gehört bereits bei vielen niedergelassenen Fachärzten zum Standard, für Patienten die vorbereitenden Untersuchungen für Operationen, die Terminvereinbarung mit dem Krankenhaus und das Sammeln der nötigen Befunde zu organisieren. Dieser Zeitaufwand, der durchschnittlich eine halbe Stunde dauert, wird von der SVA ebenfalls bezahlt. Satte 17 „Punkte“ dürfen dafür verrechnet werde, derzeit zählt ein „Punkt“, wie Generaldirektor Stefan Vlasich mitteilt, 0,6551 Euro. Das heißt: 11,14 Euro werden dafür abgegolten. Auch diese Leistung darf nicht beliebig oft verrechnet werden. Nur bei höchstens 3% aller Fälle im Jahr zahlt dies die Krankenkasse der Selbstständigen. Brutto.
Beispiel Krankenbesuch
Der Hausbesuch vom Facharzt findet eher selten statt. Das hat mehrere Gründe. Einer davon: Die nötigen Geräte wie mobiles Ultraschallgerät, steriles Werkzeug etc. sind teuer und rentieren sich nicht. Vor allem dann nicht, wenn für einen Facharzt-Hausbesuch nur 61,5 Punkte verrechnet werden können. Das entspricht 40,29 Euro. Inklusive Hin- und Rückfahrt, Kilometergeld und Verbrauchsmaterial. Mit einem Zeitaufwand von mehr als einer halben Stunde ist zu rechnen, sagen Ärzte, nicht eingerechnet die Zeit in der Ordination, die für die nötige Administration aufgewendet werden muss.
Von diesen Beträgen hebt die SVA übrigens 20% Selbstbehalt von den Versicherten ein…
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OP Management? Haha, der war gut.
In der Praxis sieht das so aus:
Praxishilfe ruft beim Krankenhaus an und meldet den Fall, den Rest organisiert dann das Krankenhaus.
Dazu kommen gerngemachte, oft unnötige Routineuntersuchungen, von der Praxishilfe durchgeführt – wie zB Urinprobe beim Urologen trotz völlig anderen Besuchsgründen, Allergietests beim Lungenfacharzt – trotz völlig anderen Besuchsgründen usw.
Beim einen Arzt gibt es per se keine Termine – aber Wartezeiten von 1-2 Stunden – völlig undenkbar als Selbstständiger. Beim anderen gibt es zwar Termine, aber die werden grundsätzlich nicht eingehalten.
Fachlich oft veraltete Wissensstände, oder überhaupt Nichtinformation des Patienten, erst wenn man sich selbst Infos aus dem Internet holt und gezielt nachbohrt, bekommt man vielleicht Antworten.
Ärzte im Krankenhaus hingegen sind da völlig anders – meist auf dem neuesten Stand, auskunftsfreudig und um den Patienten bemüht.
Dankt für den qualifizierten Kommentar und die Anregungen für neues Gesudere 😉
Hallo, vielen dank für die Tips.
Finde ich super
LG