In verschiedenen einschlägigen Foren und Magazinen ist es nicht neu, dass Pharmaindustrie und Ärzte der Verschwörung bezichtigt werden. Erstaunlich ist dabei allerdings, wie weit die „Glaubensmedizin“ verbreitet ist.
[ad name=“Google Adsense“]
Immer mehr Ärzte sind damit konfrontiert: Patienten, die bereits im Vorfeld verlangen, mit „pflanzlichen Produkten“ behandelt zu werden, „weil die chemische Industrie die Menschen systematisch vergiftet“ oder weil sie gehört haben, dass pflanzliche Präparate viel verträglicher sind.
Manche dieser Leidenden kann man, auch als Ordinationshilfe, mit dem einfachen Hinweis auf den grünen Knollenblätterpilz, das Maiglöckchen oder den Schierling zumindest zum Nachdenken bringen, andere nicht. Diese anderen, eine sehr große Gruppe, zeigt sich nicht bereit, ihrem Glauben abzuschwören. Die vertrauen dann weiterhin ihren Therapeuten jeglicher Art, ihren Naturheilmedizinern oder – im schlimmsten Fall – ihrem Guru oder Schamanen. Weil ja das „alte Wissen“ bewahrt und angewendet werden muss.
Wer sich nun unter Schamanen, Gurus und anderen Heilkundigen der uralt-neuen, jedenfalls aber alternativen, Schule in Laubhütten tanzende und seltsame Dinge brummelnde Frauen und Männer vorstellt, irrt. Denn die modernen „Ganzheitsheiler“ arbeiten mit durchaus modernen Methoden. Ganz gleich ob es dabei um Diagnose oder Therapie geht, oder um einfache Wege zum ewigen Glück auf Erden.
Da kann es schon vorkommen, dass eine diplomierte Krankenschwester eine „Ganzheitsheilerin“ aufsucht, die mit einem „Diagnosebett“ mit zweifelhaftem technischen Innenleben feststellt, woran ihre Patienten leiden. Im konkreten Fall wurde ein „Blasenwurm“ festgestellt, der für allerlei Ungemach sorgt. Auf die Heilungsversuche der Heilerin, deren Tarife die meisten freiberuflich tätigen Klienten oder auch Wahlärzte vor Neid erblassen lassen, hat die „Diplomierte“ dann doch verzichtet und sicherheitshalber einen Facharzt aufgesucht. Der hat akribisch die Blase mit Ultraschall und Zystoskop untersucht und Entwarnung gegeben: Der Blasenwurm ist nicht zu sehen.
[ad name=“Google Adsense“]
In vielen Fällen arbeiten die esoterischen Scharlatene beiderlei Geschlechts mit simplen Methoden, um ihre Produkte und Dienstleistungen teuer an den Mann oder die Frau zu bringen. Eine der wichtigsten Methoden: Die Kinesiologie. Mit der kann der (in wenigen Minuten) Eingeweihte jedem nahezu alles Beweisen. Zum Beispiel die Wirksamkeit eines angeblichen Wunderteddybären aus fernöstlicher Billigstproduktion, der bei der Heilung hilft. Sogar bei Erwachsenen, die an Gastritis leiden. Oder den Verkauf von „Heilsteinen, die auch beim Lernen helfen“. Wie dies ein Steinhändler bei einer Esoterikmesse angeboten hat, der die gleichen Steine ein Jahr früher auf einem Jahrmarkt (allerdings viel, viel billiger) als „echte Halbedelsteine“ angepriesen hat.
Für all diese esoterischen Angebote im medizinnahen Bereich sind die Menschen bereit, Unsummen auszugeben. Einschlägige Bücher über die Wunderwirkung des Urintrinkens, über die „weisen Frauen, die mit Licht, Luft, Liebe“ und geheimnisvollen Methoden oder einfach mit den Pflanzen, also der „Apotheke Gottes“, arbeiten, gehören zu den Bestsellern. Analytisch betrachtet: Je blöder und unseriöser, desto besser verkaufen sich diese Elaborate. Auch für einschlägige Produkte – von der Wünschelrute über geheimnisvolle Geräte, die die Kraft des Universums zur Heilung nutzen bis hin zu lebenden oder belebten Wässerchen – werden Milliarden ausgegeben.
Insider aus der Medizin mit leichtem Hang zum Zynismus ätzen über diese Bereitschaft zum Geldverbrennen bereits seit Jahren: „Würden diese Gelder ins reguläre Gesundheitssystem fließen, könnten wir jedem Kurpatienten ein Einzelzimmer in einem Fünf-Sterne-Hotel anbieten und die Kassen würden trotzdem jedes Jahr über steigende Gewinne jubeln.“
[ad name=“Google Adsense“]
Dass manche Patienten und Selbsthilfegruppen seit Jahrzehnten immer wieder fordern, dass die Kassen auch umstrittene medizinische Angebote wie Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin oder ähnliche Richtungen finanzieren, ist immer wieder Thema im Gesundheitsbereich. Dank dem World Wide Web kann man nun eine Entwicklung sehen, die zumindest bei Randgruppen zunehmend für Diskussionen sorgen könnte. Nämlich jene, die fordert, bestimmte Leistungen der Krankenversicherungen zu streichen. Zum Beispiel die Chemotherapie für Krebspatienten.
So wird auf der Facebook-Gruppe „Amici delle SVA“, einer Gruppe, die für eine Besserstellung kleiner Selbstständiger bei der Krankenversicherung der gewerblichen Wirtschaft eintritt und gegen den Selbstbehalt bei Arztbesuchen kämpft, ein Brief einer selbsternannten Therapeutin veröffentlicht, der abstruse Forderungen enthält. Einige der Forderungen:
„Was ich mir von einer modernen Sozialversicherung (SV) erwarte“:
Dass meine SV nicht mehr pharmahörig und ausschließlich pharmaorientiert ist.
Dass meine SV auch NATURHEILKUNDLICHE Therapien in ihrem Leistungskatalog zulässt – und nicht nur das, was ihr „selbst gefällt“.
Dass die Sklaven, die fälschlicherweise von der SV als Kunden bezeichnet werden, ein Mitspracherecht bezüglich des Leistungskatalogs haben.
Dass die SV KEINE Chemotherapien mehr bezahlt und somit an der Vergiftung der Menschen nicht mehr mitschuldig wird.
Dass die SV keine Amalgamfüllungen mehr bezahlt und dadurch nicht mehr an der allgemeinen Volksverblödung und Verursachung von Nervenleiden (durch die Schwermetallbelastung durch Amalgam) mitwirkt.
Dass ich nicht den 08/15-Weg gehen muss, der ja meiner Meinung nach immer nur darauf hinausläuft, symptom-unterdrückende Medikamente verordnet zu bekommen – die ich dann lebenslang mit allen Nebenwirkungen dazu einnehmen muss.
Dass diese Dame, die sich in umstrittenen Kursen zu einer Art „Ganzheitstherapeutin“ ausbilden hat lassen, auch noch ein Mitspracherecht bei der Auswahl der von der Kasse bezahlten Leistungen einfordert, war zu erwarten.
Dass sich auch andere Mitglieder der Gruppe als Fans höchst umstrittener Ärzte und Heilpraktikern samt deren Methoden zeigen, kann nicht überraschen. Vor allem „Krebsspezialisten“, von denen manche zu Recht mit Berufsverbot belegt wurden, scheinen die großen Magneten zu sein. Das war auch schon vor dreißig Jahren so. Damals hat ein österreichischer Arzt mit Berufsverbot, der seine krausen Thesen von der Schweiz aus verbreitete, Krebspatienten mit strengster Diät und Dinkelbrei behandelt. Seine Erfolge wurden sogar mittels Röntgenbildern „bewiesen“. Durch die Art „Nulldiät“ haben auch die Tumoren abgenommen. Nach der Diät haben die halbverhungerten Kranken wieder ein wenig zugenommen, die Tumoren jedoch sind explosionsartig gewachsen.
Ein anderer Fall: Ein Psychiater, der seine Patienten mit Spezial-Teemischungen und Handauflegen (extrem kostenintensiv) behandelt hat, wurde erst nach vielen Jahren als Betrüger entlarvt und verurteilt. Weil es sehr schwer möglich war, ihm gegen die Überzeugung vieler „zufriedener“ Patienten seine Machenschaften zu beweisen. Erst nach Jahren wurde aufgedeckt, dass das „Kribbeln“ beim Handauflegen keine übernatürlichen Fähigkeiten des Herrn Doktor der Heilkunde waren, sondern im Schuh versteckte Batterien und ein simples Gerät, mit denen er die nötige Stromspannung aufgebaut hatte.
Dass einige dieser Anhänger der Weltverschwörungstheorien durch Medizin und Pharmazie, der Glaubensmedizin und Esoterik das Forum der Amici delle SVA für die Verbreitung missbrauchen, das hat – neben anderen parteipolitischen Diskussionen – für Verstimmung unter manchen Gruppenmitgliedern geführt. So schreibt die Medizinjournalistin Sabine Fisch, mit Gesundheitsthemen offenbar gut vertraut:
„Als ich dann gestern diesen Weltverschwörungsbrief einer SVA-versicherten Ganzheitstherapeutin las, war es dann genug. Jeder soll selbstverständlich glauben was er oder sie möchte, aber – bis auf jene Positionen, die von den Amici sowieso vertreten werden, fand ich das Schreiben einfach nur furchtbar. So geht’s nicht: Also, in Zukunft vertrete ich meine Interessen wieder selbst. Schade – hätte sicher etwas werden können, aber so geht’s nicht. Zumindest nicht mit mir.“
Eine Wiener Allgemeinmedizinerin, die seit Jahrzehnten auch Homöpathie und traditionell chinesische Medizin anwendet, bringt die Diskussion um „Alternativmethoden“ auf den Punkt. Sie sagt: „In manchen Fällen von Beschwerden sind diese komplementären Methoden gut. Bei ernsthaften Erkrankungen angewendet aber ein Kunstfehler, der schnell tödliche Folgen haben kann.“
[ad name=“Google Adsense“]
jetzt sag bloß du glaubst das auch nicht:
http://www.youtube.com/watch?v=6qCJ6YA8pVY
sehr guter artikel. aber wahrscheinlich sinnlos: ich habe ebenfalls schon mehrfach versucht, vernünftig gegen derartige strömungen zu argumentieren, schon weil mir etwa bei sogenannten „impfgegnern“ das „gimpfte“ aufgeht. aber die meisten (alle?) dieser leut sind derart gehirngewaschen, das ist lediglich verschwendete zeit. dabei lehne ich komplementärmedizinische verfahren gar nicht ab – ganz nach dem motto: wenn es hilft, ist es gut. aber eben ZUSÄTZLICH und nicht ANSTELLE der schulmedizin. jedenfalls: guter artikel.
Ita est
Ich bin ja mit dir einer Meinung, nur finde ich, dass die TCM hier ausgenommen werden soll. Außer natürlich, es geht um schwerere oder gar lebensbedrohliche Krankheiten.
I was suggested this web site by my cousin. I’m now not certain whether this publish is written by way of him as nobody else know such detailed about my problem. You are amazing! Thank you!