In der laufenden Debatte kommt ein Bereich nur marginal vor: Das Bundesheer als eine Art Ausbildungsstätte im dritten Bildungsweg. Denn beim Heer werden nicht nur Bettenmachen, Kloputzen und Schießen gelehrt, sondern auch einige andere Fähigkeiten vermittelt. Vorausgesetzt man bleibt ein wenig länger und ist auch wissbegierig.
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Es gibt sie tatsächlich, die volkswirtschaftliche Komponente „berufliche Aus- und Weiterbildung“ beim Heer. Klammheimlich hat man sie heimtückisch und hinterhältig in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts eingeführt. Das war auch dringend nötig, denn das Bundesheer hatte damals massive Probleme, genug Freiwillige zu finden, die sich auf Zeit oder für immer für diesen unattraktiven Arbeitgeber entscheiden wollten. Das attraktive Angebot: Wer sich zumindest drei Jahre für den Dienst mit der Waffe entschied, konnte ein Drittel seiner Dienstzeit in die zivile berufliche Karriere investieren. Auf Heereskosten, versteht sich.
Andererseits hat man damals – sexistisch und frauenfeindlich, wie es sich für ein richtiges Heer geziemt – das Ansteigen der Akademikerquote auf Staatskosten unterstützt. Studenten, die sich auch für eine Milizlaufbahn entschieden hatten, wurde ein sicherer und gar nicht schlecht bezahlter Ferienjob beim Heer garantiert. Das hat einigen, die der Suderer kennt, das Studium mitfinanziert, das sich die Familie nicht hätte leisten können.
Diese Ferienjobs, in vielen Fällen für die Herren Fähnriche oder Leutnants eine Art Ferienjob mit militärischer Weiterbildung samt Abenteuerurlaubskomponente, haben andererseits die Herren Studenten ans Heer gebunden, das später von den unterstützten Akademikern profitiert hat. Je nach Bedarf hat man den Großteil ans Heer gebunden, bei Bedarf einberufen und von der staatlich mitfinanzierten akademischen Ausbildung profitiert. Da durften viele der ehemaligen „Heeresstipendiaten“ ihr Know How zum Staatstarif großzügig einbringen. Was viele auch getan haben und auch noch stolz darauf waren und sind.
So ganz nebenbei hat man die Milizsoldaten – leider nicht in jedem Fall erfolgreich – zumindest ab dem Dienstgrad Wachtmeister in Führungsverhalten, Taktik und Strategie geschult. Dieses Training der Mitarbeiter haben sich manche Konzerne, Industrieunternehmen, Fluglinien oder Bundesdienststellen zwar zunutze gemacht, die Finanzierung jedoch hat der Steuerzahler übernommen. Was volkswirtschaftlich ja nicht schlecht ist, sagen manche Nationalökonomen, denen die Akademikerquote und der Ausbildungsstandard der Österreicher noch immer zu niedrig ist.
Diese „goldenen Zeiten“, die sind seit der de fakto Zerschlagung der Miliz und dem Sparprogramm des ehemaligen VP-Verteidigungsministers vorbei. Macht aber nichts, denn private Ausbildungsinstitute können das wahrscheinlich ja ohnehin viel besser und wahrscheinlich auch viel billiger. Sagen zumindest die Befürworter und Lobbyisten von „mehr privat – weniger Staat“.
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Vielen Dank, Herr Kreuziger, für diesen enorm wichtigen Beitrag!!!
Diese Komponente des Bundesheeres wird öffentlich überhaupt nicht beachtet bzw. wahrgenommen. Die Bedeutung und die Wertschöpfung des Heeres als „dritter Bildungsweg“ für die Allgemeinheit wie auch für jeden einzelnen, der sich so einer Ausbildung verschreibt, wird total unterschätzt und maginalisiert. Ich bin selbst 22 Jahre, Student und Milizoffiziersanwärter. Abgesehen von der extrem erfahrungsreichen und interessanten Zeit als Einjährig Freiwilliger, bot bzw. bietet mir das Heer am Weg zum Milizoffizier eine (auch für meinen späteren Arbeitgeber) unschätzbar wertvolle Ausbildung. Von Führungsverhalten angefangen über Retorik bis hin zum Krisenmanagment. Und, wie Sie richtig angeführt haben, kann ich mir als Sohn einer nicht gerade betuchten Familie so mein Studium finanzieren, was ohne das ersparte Geld aus dem EF-Jahr und den „Ferienjobs“ als BA-Ausbilder und dergleichen beim Heer nicht möglich gewesen wäre.
Gratuliere zu dem Beitrag!
MkG
Die Katastrophenheeressystemerhalter kletzeln wirklich schon jeden Nasenrammel aus dem letzten Loch. Für eine Handvoll Geschulter sollen wir uns ein Zwei-Milliardenheer leisten? Fehlt nur mehr das Gewinsel, ohne Heer keine Profisportler. Peinlich.