Die Forderung der Justizwache nach mehr Personal ist nicht neu. Die Begründungen dafür sind es auch nicht: Überbelag in den Strafanstalten, neue Herausforderungen, steigende Gewaltbereitschaft gegen die Mitarbeiter und steigende Zahl von Insassen. Die Antwort der Politik: Es muss noch mehr gespart werden. Das bringt einige Austüftler auf sehr eigenartige Ideen.
Die gute Nachricht: Die Justizwache hat die Zahl der Planstellen seit 2001 um 18 aufgestockt. Das wurde von politisch Verantwortlichen als großer Erfolg bezeichnet, denn die jeweiligen Finanzminister haben nur mit Protest zugestimmt. Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Insassen ist seit 2001 um rund 1.500 gestiegen. Ebenso wie die Herausforderungen: Insassen mit unterschiedlichen Muttersprachen erschweren die Kommunikation, kulturelle Unterschiede und ethnische Spannungen erhöhen den Arbeitsdruck ebenso wie die Zunahme von Dienstbesprechungen, Teamsitzungen und anderen „Personalentwicklungsmaßnahmen“.
300 neue Planstellen fordert deshalb die Personalvertretung der Justizwache, wie „Der Standard“ 17. März 2010 meldet. Davon wird wohl nichts werden, denn der Staat muss sparen. Also tüftelt man an neuen Konzepten, wie der akuten Personalknappheit begegnet werden kann. Die „Privatwirtschaft“ liefert dabei Vorbilder. Zum Beispiel beim Verkaufspersonal. Dem gesteht man ja allerorten eine dreistündige unbezahlte Pause zu, wenn wenig Kunden zu bedienen sind. Das, so haben sich die Austüftler ausgerechnet, könnte auch ein Modell für die Justizwache sein. Also bastelt man eifrig an „Blockdienstzeitmodellen“, die genau dieses Vorbild haben. Die Antwort, wie diese „einkommensneutralen“ Pausen von den betroffenen Mitarbeitern im Vollzug sinnvoll genützt werden sollen, die bleiben aus. Das demotiviert das Personal.
Wenig erfreulich sei auch, dass Therapeuten, Psychologen und andere „Sonderdienste“ zunehmend von der „Justizbetreuungsagentur“ gestellt werden und nicht mehr zum Stammpersonal gehören. Diese Mitarbeiter, oft nur mit befristeten Dienstverträgen engagiert, sind schwerer in die Belegschaft zu integrieren und weniger motiviert. Der Unterschied zu früher: Im Budget wird dies als „Sachaufwand“ verbucht und die „Personalkosten“ dadurch reduziert. Kosmetisch, zumindest.
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