„Wir Nassauer sind keine ungebildeten Wilden“, sagt Cecile. Die junge Frau, die sich in der Mittagspause in der Bretterbude frisch gepressten Fruchtsaft kauft, macht sich über die Touristen lustig. Auch wenn sie ihre Kunden sind. Denen verkauft sie nämlich Anteile an Feriendomizilen, eine Art „Time-Sharing-Modell“, das sogar in Österreich Ferienwohnungen hat. Derzeit geht das Geschäft nur schleppend voran, erzählt sie. Denn die Immobilienkrise hat auch die Bermudas erwischt. Unglücklich ist sie nicht. „Ich verdiene genug, um mir meine Wohnung zu finanzieren, ich kann meine Freunde unterstützen und zu essen kann ich mir auch genug kaufen“, sagt sie und lacht dabei herzlich. „Wir sehen die Krise hier entspannter als die Leute in den USA oder Europa“, erzählt sie. „Wir helfen einander, wenn es einigen von uns schlechter geht als anderen.“
Mit Europäern oder US-Bürgern hat sie ohnehin schon lustige Erfahrungen gemacht. „Viele kommen als Touristen, leben in ihren Hotel-Ghettos und essen auch dort Sachen, die wir nie essen würden“, erzählt sie. Wir essen frische Sachen, nicht diese vorgefertigten Speisen oder die Tiefkühlimporte, die zwar billiger sind, aber überhaupt nicht gut schmecken.“ Fisch und Meeresfrüchte isst man hier. Besonders wohlschmeckend sind, versichert sie, die Schlangen, die in den Beisln der Einheimischen angeboten werden. Und Huhn. Gebraten oder gegrillt, mit vielen Gemüsen und Obst. Einen Hamburger, aus Tiefkühlfleisch faschiert, den isst man hier nicht. Zumindest die Einheimischen verschmähen das. Die meisten, denn auch bei manchen jungen Leuten wirken sich die Filme aus den USA mittlerweile auf den Geschmack aus.
Obwohl ja eher die Briten viele Bereiche der Nassauer Kultur geprägt haben, nur beim Essen ist ihnen das offenbar nicht gelungen. „In den Schulen tragen die Studenten Uniform, wie in Großbritannien“, erzählt die Geschäftsfrau, die gerade Zeit hat, weil in der Mittagszeit mit den Touristen ohnehin keine Geschäfte zu machen sind. Auch die Geschichten über das Leben der „Natives“, die mag sie nicht schon wieder erzählen. Jene zum Beispiel, dass die Frauen keine Röckchen aus Bast oder aus Palmgeflecht tragen. Sondern seit Jahrhunderten normale Kleidung. Außer für Touristen vielleicht, die gerne so etwas sehen wollen, aber dann auch nur im Karneval. Dass man hier auch in Häusern wohnt, und nicht in Hütten aus Palmblättern, auch das hat schon viele Besucher erstaunt. Vor allem manche, die hier her kommen, um in einer der unzähligen Banken ihre „Offshore-Geschäfte“ oder sonstige steuerschonenden Geschäfte zu tätigen.
„Manche haben hier auch ein eigenes Haus“, sagt Cecile, „hinter Mauern und schwer bewacht. Wir nennen das „Richmens Prison“, lacht die Nassauerin. „Die leben auch ständig in Angst.“ Was sie und die anderen, die in der Bretterbude ihre Fruchtsäfte oder ihr Bier trinken auch nicht verstehen können, ist der Grund, warum diese Leute hier ein eigenes Haus haben wollen, das sie ohnehin fast nie verlassen.
Weltweit haben sich die Sicherheitsexperten zusammengetan, um eifrig terroristische Anschläge zu verhindern. Weil ja auch viele Flugzeuge entführt wurden, haben sich die Experten zusammengesetzt und getüftelt, was denn alles an gefährlichen Zeugs die Reisenden so an Bord bringen. Bomben sind verboten, Schuss-, Hieb- und Stichwaffen natürlich auch. Stumpfe Schlaggegenstände darf man auch nicht im Haqndgepäck haben, die beliebten US-Taschenlampen einer bekannten Marke (MagLite) gehören ab einer bestimmten Größe dazu.
Nach der Sicherheitskontrolle ist das aber wieder ganz anders. Da stehen die Getränkeautomaten herum, dass es eine Freud ist, im Duty-Free-Shop kann man auch Hochprozentiges erstehen und an Bord nehmen, auch wenn es sich um eine 40% Alkohol enthaltende und daher leicht brennbare Flüssigkeit handelt. Bei diesen speziellen leicht brennbaren und für manche auch gefährlichen Flüssigkeiten, den Spirituosen also, gibt es noch eine zusätzliche Tüftelei, die manche Reisende um ihr letztes Urlaubsgerschtel bringt. Wer nämlich in den USA scheinbar günstig Gin, Rum (allerdings keinen aus Kuba!) oder Whisky im Duty-Free-Shop kauft und nach Wien will, fliegt selten direkt. Das heißt also: Bei der Zwischenlandung in London, Frankfurt oder wo anders wird man von den Securitys wieder gefilzt.
Nicht nur das, auch die gefährlichen Getränke wie Mineralwasser oder übersüße Kunstsafteln werden wieder abgenommen. Und die Spirituosen. Dann ist das Geld fürs hochprozentige Reisemitbringsel weg, das Flascherl auch. Ein neues darf man dann zwar wieder kaufen, aber halt nicht zollfrei. Dafür darf man es in den Flieger mitnehmen. Ganz ohne Probleme.
In den USA, das hat sich längst bis zu uns herumgesprochen, gelten strenge Regeln. Kein Rauchen in geschlossenen Räumen, das Trinken von Alkohol ist verboten, solange man sich im öffentlichen Raum befindet oder unter 21 Jahre alt ist. Diese Gesetze, die sind natürlich mit Strafen verbunden. Wer erwischt wird, zahlt. Das die Strafen hoch sind, das ist klar, schließlich ist in den USA ja alles schöner, größer und höher als anderswo. Das trifft auch auf die Strafen zu, die fürs öffentliche Saufen, so wird dort der öffentliche Konsum eines Seidel schwachen Bieres wahrscheinlich empfunden, kassiert werden. Das Rauchen, das ist natürlich auch schädlich, ja lebensgefährlich, und auch das wird den Rauchern unleidlich gemacht, im sonnigen Florida. Die scheren sich nicht, die Raucher und rauchen eben draußen, dort ist es ohnehin wärmer als drinnen ist und in Gesellschaft ist man auch, beim Rauchen.
Das Essen: auch nicht Plastik, schmeckt aber so ähnlich. Zumindest ein wenig gummiartig, das Laberl, das neben anderen unverzichtbaren Zutaten wie Salatblatt’ln, Paradeiserscheiben, Zwiebelringerln und – steril und einzeln in Kleinstportionen verpackt – die obligaten Saucen wie Senf, Ketchup und Majo. Ein Hamburger zum selbermachen also, den man im Sheraton zu Mittag nicht serviert, aber am Buffet angeboten bekommt. Ein Tipp: Alle angebotenen Saucen auf das Laberl, ein Scheiberl Käs dazu, dann ist er auch essbar…
Die international agierenden Abzocker haben neuerdings die iPhonebesitzer ins Visier genommen. Über eine wirklich schön gemachte Homepage werden kleine Programme, „Apps“ genannt, angeboten. Bezahlen kann man per Kreditkarte, allerdings vor dem Kauf. Um wohlfeile 5 Euro und 94 Cent, 19% Mehrwertsteuer inkludiert, ist nun diese Applikation erhältlich, mit der man die Einträge in der Anrufliste angeblich auch einzeln löschen kann.