Wiener Ostermärkte: Kopien sind erfolgreicher als das Original…

Ostereier aus dem Waldviertel - handbemalt versteht sich

Bemalte Ostereier, angeblich aus dem Waldviertel. Zuckerwatte nicht mehr frisch gemacht und auf ein Stangel gedreht, sondern in Plastiksackerln oder Kübeln zum Verlauf feilgehalten. Die Zahl der Standeln reduziert, die der Besucher noch viel mehr. Das ist der Kalvarienbergmarkt in Wien Hernals anno 2010.

Der Ostermarkt auf der Freyung in der City, auch der vor dem Schloss Schönbrunn, nun die sind gut besucht. Von Touristen und Einheimischen gleichermaßen. Das Original hingegen – das ist ein wenig aus der Mode gekommen, wie es scheint.

Die Hernalser Pfarrgemeinde bietet Kerzen und andere Waren am „Halleluja-Standl“ an, echte Pelzware, vom Lamm, wird schräg gegenüber angeboten. Das Ponyreiten ist auf ein kleines Stück der Fahrbahn am Ende bei der Geblergasse beschränkt, früher ritten die Kinder rund um den Batholomäusplatz. Aber dort stehen jetzt Schaukeln und zwei Ringelspiele, ganz modern und sehr aus Plastik. Trotzdem, den Kindern gefällt es, wie es den Gassenbuben – auch Mädchen zählten damals ehrenhalber dazu – auch gefallen hat.

Plastikringelspiel, wo früher auf dem Pony geritten wurde

Das echte Ringelspiel, das war früher in einem Innenhof des Hauses an der Ecke Geblergasse/Kalvarienberggasse, dort wo noch immer die Bäckerei ist. Da gab es auch eine  Schießbude, die bei den Buben und vor allen den Vätern sehr beliebt war. Die gibt es auch nicht mehr, die Zeiten haben sich verändert, und es wurde heftig abgerüstet. Doch Ritterrüstungen aus Plastik, die gibt es schon noch. Schöner als früher, fast so toll wie jene aus den Phantasy- und Ritterfilmen.

Auch den Bamkraxler gibt es noch. Und Langos. Vorgebacken, leider, aber immer noch mit sehr viel Salz und Knoblauchtinktur bestrichen.

Bei APA/picturedesk.com gab es bis heute keine Fotos vom ältesten Ostermarkt der Stadt. Den gibt es zwar schon seit 371 Jahren, aber als traditionell bezeichnet man jenen, den es erst seit einigen Jahren auf der Freyung gibt. Der wird dann abgelichtet, denn über den wird viel berichtet, in den Zeitungen der Stadt.

Spielzeugstandeln - für Kinder nach wie vor ein Magnet

Während auf dem Platz vor der Kirche, die dem Hl. Bartholomäus geweiht ist, muslimische Mütter ihre Kinder Ringelspiel fahren lassen und ihnen dann – vielleicht – Naschereien kaufen, führt der Pfarrer der Kalvarienbergkirche, Karl Engelmann, ein paar ältere Besucher durch den barocken Kreuzweg und erklärt die Stationen. Der Kreuzweg, der war früher, vor 45 Jahren, ein Ort des ehrfurchtsvollen Erschauderns für die Straßenbuben des Grätzels.

Auch von diesem Kreuzweg gab es keine Photos in den Archiven. Dabei ist gerade die Kreuzigungsgruppe ein Ort, den Christen einmal besuchen sollten. Oder Menschen, die einfach an naiven Darstellungen früherer Zeiten interessiert sind.

Kreuzigungsgruppe: Mittelpunkt des Kalvarienberg-Kreuzwegs

Den Gassenbuben von damals, denen war es egal, ob die volkstümlichen Darstellungen der biblischen Szenen künstlerisch wertvoll sind oder nicht. Wenn die Raufereien zu heftig wurden, dann sind die schwächeren der Kampfhähne in den Kreuzweg der Kirche geflüchtet. Das war ein Asyl, das respektiert wurde. Nur das war wichtig, damals.

Jetzt ist die Kalvarienberggasse mit dem Markt während der Fastenzeit auch eine Art Asyl geworden. Für die Kinder der Zuwanderer und der nicht ganz so Reichen und nicht ganz so Schönen, die dennoch ein wenig Ostermarkt-Atmoshäre genießen wollen, aber den Weg nach Schönbrunn oder zur Freyung scheuen. Weil sie dort vielleicht unangenehm auffallen würden, als nicht so reiche und schöne Menschen…

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Schlagworte: Brauchtum, Fastenmarkt, Hernals, Kalvarenbergkirche, Kalvarienbergmarkt, Kirche, Kreuzigungsgruppe, Ostermarkt, Ostern, Wien,

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