14 Sitzplätze, Barhocker inklusive. Und Griechenland ist weit weg.

Den einfachen Leuten ist Griechenland fast wurscht. Sie leben nach der Devise: Verkaufts mei Gwand, i foa in Himmel…

In der Leopoldstadt, irgendwo in der Nähe vom Prater, da gibt es ein kleines Beisl. Da wird zwar auch über Griechenland und die Schulden geredet, aber nur das Nötigste. Denn Griechenland ist weit weg, die EU auch, und dass die kleinen Leute für alles zahlen müssen, das weiß ohnehin jeder, der dort verkehrt. Deshalb ist es auch wurscht für die Leute in diesem kleinen Lokal.

Dahin, also in dieses kleine Beisl, das manche als „tiafe Hittn“ bezeichnen würden, kommen ein Fahrradmechaniker, der zwei oder auch drei Vierteln trinkt, da kommt der Herr Siegi mit seiner Frau, die ihn, den Rollstuhlfahrer pflegt und auch seine Eifersuchtsanfälle aushält, da gibt es einen, der sagt, er ist ein Zigeuner aus Serbien, der auch ein wenig Erfahrung im Häfen sammeln konnte und der Janosch, der zwar nicht ungarisch spricht, aber ein Jahrzehnt älter aussieht, als seine Geburtsurkunde aussagt. Auch der hat schon die gesiebte Luft geatmet, weil er ein „Häferl“ war und schnell zugeschlagen hat, meist mit einem Ausgang, der dann ärztliche Intervention notwendig gemacht hat.

In diesem Beisl also, da redet man über Griechenland, über Ausländer, manchmal auch über Politik. Auch der Herr Günther, der alles weiß, auch das, was er nicht weiß. Der Günther verlangt auch, als Respektsperson beachtet zu werden. Schließlich weiß er nicht nur alles, sondern vor allem alles über den ORF, dem er, fallweise, als sogar Komparse gedient hat. Der kleine, zarte Herr Günther, der ist auch im Mitglied im Sparverein, er ist auch sehr sparsam und zahlt nur seine Konsumation.

So sparsam sind andere nicht, die bestellen schon auch gerne eine Runde Jägermeister, das sind so kleine Fläschchen mit bitter schmeckendem Likör, in kleine Flaschen abgefüllt. Wenn dann genug dieser Flaschen getrunken worden sind, sich die Lautstärke der volkstümlichen Musik gesteigert hat, wenn die einfachen Leute, die meist von der Frührente leben oder von den spärlichen Einnahmen, die sie in der Gastronomie oder als Mechaniker im Fahrradlgeschäft oder im Supermarkt als Regalschlichter oder als Streifenfahrer einer Alarmstreife verdienen, dann zu tanzen beginnen, die Frauen in einer Form, die sie erotisch finden, dann sind Griechenland, die EU und sonstige Belastungen weit weg.

In diesen Momenten der kleinen Freuden der kleinen Frauen und Männer, da zählt nur mehr eine derbe Art der Erotik, die meist unerfüllt bleibt, weil ohnehin alle zu betrunken sind für mehr. Denn dann ist der Begriff  „Griechenland“ eine Art Synonym der menschlichen Vereinigung, und hat mit Geografie nichts mehr zu tun. Dann zeigt auch Janosch, dass er Damenslips trägt, oder solche, die als Damenslips gelten, dann freut man sich, oder mahnt ein, dass irgendwer weniger trinken sollte, und die Welt steht ohnehin nimmer lang. An die Pension denken manche, die aussehen wie 70 aber erst 51 sind, ohnehin nicht, weil sie damit rechnen, mit spätestens 58 das Bankel zu reißen. Und wählen werden sie, sagen sie, sicher nicht den Herrn Strache, weil sie schon immer „die Roten“ gewählt haben. Auch wenn der eine oder die andere schon einmal – aus Protest – blau gewählt hat, weil die Ausländer, die Gfraster, immer mehr werden und man dagegen sein muss.

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Schlagworte: FPÖ, Griechenland, Menschen, Prater, Soziales, SPOE, Stadt, Wien,

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1 Antwort zu 14 Sitzplätze, Barhocker inklusive. Und Griechenland ist weit weg.

  1. Piatziki sagt:

    gefällt mir… die g’schicht 🙂

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