Suderer: Frau Rosenkranz, ihre Gegner werfen Ihnen vor, dem rechtsradikalen Lager anzugehören…
Rosenkranz: Nie und nimmer! Die Rechten, die sind mir ein Dorn im Auge. Die kann ich nicht ausstehen, denn ich bin immer in der Mitte…
Suderer: …der Rechten?
Rosenkranz: Genau. Immer in der Mitte! Radikal zwar, aber immer in der Mitte!
Suderer: Sie treten für freie Meinungsäußerung ein, was genau meinen Sie damit?
Rosenkranz: Freie Meinungsäußerung, wie wir als freiheitsliebende Freiheitliche das verstehen. Also das Recht, skurrile Meinungen zu vertreten, die auch verwerflich sein dürfen.
Suderer: Also zum Beispiel, ihren Obmann als „rechten Recken, der gerne den Wehrsport übt“ bezeichnen?
Rosenkranz: Das sicher nicht. Das ist ja nicht skurril. Das ist eine infame Unterstellung unserem Füh.. äh … Obmann gegenüber, solche Äußerungen gehören rigide bestraft. Denn in unserer Nation brauchen wir Recht und Ordnung! Dafür werde ich schon sorgen, wenn ich Bundespräsident bin. Dann ist auch Schluss mit dem Rollenbild der Frau, die gehört nämlich ins Haus!
Suderer: Apropos Haus und Herd, sie geben als Beruf „Hausfrau“ an, sind aber seit Jahren Berufspolitikerin…
Rosenkranz: …Politik ist kein Beruf, mein Herr. In der Politik wird nur geredet, und dafür bekommt man Geld. Das brauche ich ja auch für meine zehn Kinder, wissen sie, was Kinder kosten, Herr Suderer? Da muss man schon viel reden, um ihnen die Butter aufs Brot schmieren zu können…
Suderer: …weil Sie Ihre Kinder erwähnen: Wieso haben die so germanische Namen?
Rosenkranz: Weil mein Mann und ich gegen den Strom schwimmen. Alle nennen ihre Kinder ja schon Rene und Renee, Desiree, Mostafa, Abdul, Sarah oder Jasmin, das passt nicht zu Rosenkranz. Außerdem wollten wir nicht, dass wir eines unserer Kinder rufen und dann gleich zehn daher kommen, weil alle den gleichen Modenamen haben. Mir genügt es, wenn die eigenen kommen, wenn man sie ruft.
Suderer: Zurück zur Wahl. Die als rechtsextrem eingestuften Gruppen rufen auf ihren Webseiten auf, Sie zu wählen. Was sagen sie zu dieser Unterstützung?
Rosenkranz: Man kann sich seine Wähler ja nicht aussuchen. Ich sage nur: Wenn ich erst einmal gewählt bin, dann weht ein anderer Wind! Ich verstehe es gut, meine Sprache so zu wählen, dass ich nicht angeklagt werden kann. Aber wenn ich erst an der Macht bin, dann geht es gewissen Herrschaften an den Kragen! Wer die Gräueltaten der harten Jahre unseres Vaterlandes verharmlost, wandert unweigerlich ins Gefängnis, da kennen wir keine Gnade!
Suderer: Also Honsik und Co. werden dann hart bestraft?
Rosenkranz: Um diese Herren geht es jetzt nicht. Ich meine jene Herrschaften, die jenen Verbrechern die Stange halten, die unsere Heimat mit Bomben terrorisiert haben, die unsere Kultur mit dieser fremdländischen Musik, mit den blauen Arbeiterfetzen und mit Fremdwörtern zerstört haben…
Suderer: Wen genau meinen Sie damit?
Rosenkranz: Die internationalen linkslinken Kapitalisten, Marxisten und Ostküstenbewohner, die unsere Banken und Medien fest im Griff haben. Die haben noch immer nicht begriffen, dass unser Land seit 1955 frei ist…
Suderer: …seit 1945!
Rosenkranz: Papperlapapp, das sind zehn Jahre Unterschied, die echte Befreiung hat ja gedauert, und zwar zehn Jahre lang…
Suderer: …das verstehe ich jetzt nicht.
Rosenkranz: Sie sind zu jung um das zu verstehen. Oder sie haben in der Schule nicht aufgepasst, als man Ihnen erklärt hat, dass Österreich so lange von fremden Armeen besetzt war… egal, jetzt gehören wir ja wieder zusammen, die Vaterländer, und wem es nicht passt, der kann ja aus dem Rei.. äh.. der Union, wie man jetzt sagt, austreten.
Suderer: Sie sprechen in Rätseln…
Rosenkranz: ...nur für Sie, Herr Suderer. Ich werde schon richtig verstanden! Sie würden mich auch genau verstehen, wenn Sie endlich richtig deutsch lernen würden, Herr Suderer. Richtiges Deutsch, verstehen Sie…? Dann können Sie wieder kommen und mich befragen.
Das fiktive Interview fand in der Heimatkanzlei der Wahlwerberin statt.