Robert Schmierdorfer, Facebook und die Todesstrafe

Auf seiner Facebook-Seite bekommt ein Kommunalpolitiker der ÖVP viel Zustimmung. Für die Forderung nach der „Todesstrafe für Kinderschänder“. Das war leider zu erwarten, wenn auch nicht unbedingt aus Kreisen der ÖVP. Ãœber mangelndes Medieninteresse kann sich der Herr Bürgermeister aus dem steirischen Ort Albersdorf-Prebuch jedenfalls nicht beklagen.

 

 

Der Herr Bürgermeister ist zerknirscht. Denn er ist in die Falle getappt. Er hat einen Text kopiert und auf seiner Facebook-Pinnwand gepostet. Das machen viele, und meist beginnen diese Texte mit dem Satz: „Wenn Du für…./gegen… bist, kopiere diesen Text auf Deine Pinnwand!“ Solche Texte verbreiten sich im Netz wie eine Lawine. Für Nichtraucherlokale, und auch dagegen. Für oder gegen den Hundeführschein. Oder einfach solche mit mehr oder – meist weniger – lustigem Inhalt.

Einen solchen Text, der harte Sanktionen gegenüber „Kinderschändern“ fordert, den hat Herr Schmierdorfer eben kopiert und gepostet. Was zwar er nicht, aber andere schon wussten: Dieser Text stammt aus dem rechtsextremen Umfeld, das ja nicht nur neuerdings mit „Law & Order“-Parolen auf Anhängerfang geht.

Robert Schmierdorfer ist nicht der erste Politiker, der in die Falle des harten Kommunikationsgeschäfts getappt ist. Dem Herrn Dr. Alfred Gusenbauer ist „das Gesudere“ entwischt, der Freiherr zu Guttenberg ist über die „Copy/Paste“-Taste gestolpert und andere über zufällig laufende Kameras oder Tonbänder. Besonders gefährlich ist das Web. Das hat nun auch der steirische Bürgermeister lernen müssen.

„Das ganze ist blöd gelaufen“, sagt Robert Schmierdorfer zum Suderer. „Ich habe diesen Absatz von einer anderen Seite wie empfohlen übernommen und auf meine private Facebook-Seite gestellt. Mein Fehler war, das nicht als Zitat zu kennzeichnen“, sagt er und gibt zu, sich keine Gedanken über die Quelle gemacht zu haben. „Ich wollte einfach eine Diskussion darüber anregen“, meint er und versichert, gegen die Todesstrafe zu sein: „Ich bin ein starker Verfechter für den Schutz unserer Kinder und Jugendlichen, aber es hat trotzdem niemand das Recht, über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden.“ Allerdings gibt er zu bedenken: „Ich bin überzeugt, dass es viele Verfechter für die Todesstrafe gibt, auch wenn dies manche nicht ausdrücken können oder dürfen. Ich halte nichts davon, ein Menschenleben auszulöschen, aber ich möchte auch nicht darüber nachdenken, was ich sagen würde, wenn es mein Kind betreffen würde.“

Eines hat der Herr Bürgermeister jedenfalls gelernt: „Bis vorgestern war ich überzeugt, dass ich als Politiker auch ein Privatleben habe, aber jetzt weiß ich, dass das nicht so ist.“ Dass auch seine private Facebook-Seite nicht privat ist, das hat er nun wohl auch erkennen müssen…

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Schlagworte: ÖVP, facebook, Gesetz, Justiz, Medien, Politik, Robert Schmierdorfer, Todesstrafe,

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