Intellektuelle Kampf-Rhetorik versus „Canis lupus familiaris“

Herr Doktor Bernd Marin ist den interessierten Österreichern ja gut bekannt. Als Kommentator zur Pensionsreform, zur Finanzkrise, zur Bevölkerungsentwicklung oder zur Jugendarbeitslosigkeit. Nun hat Herr Doktor Marin auch entdeckt, dass er sich als Wortspender zum Thema Hundehaltung betätigen könnte. Hervorgebracht hat er dabei eine Ansammlung von Stereotypen mit knapp 3.000 Anschlägen, getarnt als Kolumne im „Standard“.
Sein Stil war allerdings auch schon besser. Denn diesmal griff der Sozialwissenschafter und Professor in die Trickkiste der Kampfrhetorik. Allerdings sehr, sehr tief. So tief, dass sich sogar ein Wiener Lokalpolitiker mit Hang zum Bürgermeisteramt, wenn nicht gleich zum Bundeskanzler, ordentlich bücken müsste. Oder ein paar Herrn aus dem „Möchtegern-Freistaat Nordslowenien“.
Zwischen Professor Doktor Marins kampfrhetorischer Schwarz-Weiß-Beschreibung und der bunten Realität ist allerdings ein gewaltiger Unterschied zu bemerken. Vorausgesetzt man beobachtet die Realität und beschreibt nicht nur die eigenen Bilder im Kopf.
Herr Marin gesteht manchen Haltern bestimmter Hunderassen sogar zu, nicht den Gruppen der Zuhälter, Halbwelt-Typen, Psychopathen, gestörten Prolos oder Jugendbandenmitgliedern aus dem Einwanderungsmilieu anzugehören. Allerdings lässt seine Wortwahl den Schluss legitim erscheinen, dass die Mehrzahl der Hundehalter, die sich für eine der „gefürchteten Rassen“ entscheiden, sehr wohl einer dieser Gruppen angehören müssen. Nach dem Motto: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die Wortwahl des wortgewaltigen Herrn Doktor Marin klingt durchaus vertraut. „Nicht alle Asylwerber oder Migranten sind Verbrecher“, das hört man oft aus vertrautem Mund der Vertreter nicht gerade staatstragender politischer Gruppierungen in wechselndem Farbkleid. Warum nur erinnert Marins Kommentar so daran?
Möglicherweise wäre es eine lustvolle Aufgabe für Psychoanalytiker, den Text des Herrn Doktor Marin zu analysieren. Denn die – sicher nur intellektuell und geplant formulierte – Angst, Hunde an Kleinkindern solange schnüffeln zu lassen, bis sie den iPod herausrücken, die ist für nicht psychoanalytisch geschulte nicht ganz leicht nachvollziehbar.
Auch nicht ganz nachvollziehbar ist der konkrete (abgeleitete) Vorwurf des Herrn Doktor Marin, dass sogar ein ranghoher Gewerkschafter latent gewalttätig auf Wiens Straßen und sogar im Prater unterwegs ist. Sein Bullterrier, aus zweiter Hand, heißt „Mitzi“. Mitzi ist, das bestätigt die eigene Beobachtung, nicht latent oder akut gewalttätig. Sie ist auch kein Kampfhund, soweit das bekannt ist. Der Herr Gewerkschafter ist auch, soweit das bekannt ist, nicht unbedingt der Männergruppe der „Testosteronbomben“ zuzurechnen.
Da es sich bei der Hervorbringung Doktor Marins um einen Kommentar, also um eine Meinung, handelt, erübrigt es sich, auf die wenigen Fakten einzugehen. Dass der Vergleich „in Zürich gibt es nur 1% Kampfhunde, im Wiener Tierschutzhaus allerdings 80% (inkl. Mischlinge)“ ein wenig hinkt, ist allerdings leicht nachvollziehbar. Nicht leicht zu verstehen ist auch die Theorie, dass „10% Blutanteil einer bestimmten Hunderasse“ potentielle Gefahr bedeutet

WorldPress1Herr Doktor Bernd Marin ist den interessierten Österreichern ja gut bekannt. Als Kommentator zur Pensionsreform, zur Finanzkrise, zur Bevölkerungsentwicklung oder zur Jugendarbeitslosigkeit. Nun hat Herr Doktor Marin auch entdeckt, dass er sich als Wortspender zum Thema Hundehaltung betätigen könnte. Hervorgebracht hat er dabei eine Ansammlung von Stereotypen mit knapp 3.000 Anschlägen, getarnt als Kolumne im „Standard“.

Sein Stil war allerdings auch schon besser. Denn diesmal griff der Sozialwissenschafter und Professor in die Trickkiste der Kampfrhetorik. Allerdings sehr, sehr tief. So tief, dass sich sogar ein Wiener Lokalpolitiker mit Hang zum Bürgermeisteramt, wenn nicht gleich zum Bundeskanzler, ordentlich bücken müsste. Oder ein paar Herrn aus dem „Möchtegern-Freistaat Nordslowenien“.

Zwischen Professor Doktor Marins kampfrhetorischer Schwarz-Weiß-Beschreibung und der bunten Realität ist allerdings ein gewaltiger Unterschied zu bemerken. Vorausgesetzt man beobachtet die Realität und beschreibt nicht nur die eigenen Bilder im Kopf.

Herr Marin gesteht manchen Haltern bestimmter Hunderassen sogar zu, nicht den Gruppen der Zuhälter, Halbwelt-Typen, Psychopathen, gestörten Prolos oder Jugendbandenmitgliedern aus dem Einwanderungsmilieu anzugehören. Allerdings lässt seine Wortwahl den Schluss legitim erscheinen, dass die Mehrzahl der Hundehalter, die sich für eine der „gefürchteten Rassen“ entscheiden, sehr wohl einer dieser Gruppen angehören müssen. Nach dem Motto: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Die Wortwahl des wortgewaltigen Herrn Doktor Marin klingt durchaus vertraut. „Nicht alle Asylwerber oder Migranten sind Verbrecher“, das hört man oft aus vertrautem Mund der Vertreter nicht gerade staatstragender politischer Gruppierungen in wechselndem Farbkleid. Warum nur erinnert Marins Kommentar so daran?

Möglicherweise wäre es eine lustvolle Aufgabe für Psychoanalytiker, den Text des Herrn Doktor Marin zu analysieren. Denn die – sicher nur intellektuell und geplant formulierte – Angst, Hunde an Kleinkindern solange schnüffeln zu lassen, bis sie den iPod herausrücken, die ist für nicht psychoanalytisch geschulte nicht ganz leicht nachvollziehbar.

Auch nicht ganz nachvollziehbar ist der konkrete (abgeleitete) Vorwurf des Herrn Doktor Marin, dass sogar ein ranghoher Gewerkschafter latent gewalttätig auf Wiens Straßen und sogar im Prater unterwegs ist. Sein Bullterrier, aus zweiter Hand, heißt „Mitzi“. Mitzi ist, das bestätigt die eigene Beobachtung, nicht latent oder akut gewalttätig. Sie ist auch kein Kampfhund, soweit das bekannt ist. Der Herr Gewerkschafter ist auch, soweit das bekannt ist, nicht unbedingt der Männergruppe der „Testosteronbomben“ zuzurechnen.

Da es sich bei der Hervorbringung Doktor Marins um einen Kommentar, also um eine Meinung, handelt, erübrigt es sich, auf die wenigen Fakten einzugehen. Dass der Vergleich „in Zürich gibt es nur 1% Kampfhunde, im Wiener Tierschutzhaus allerdings 80% (inkl. Mischlinge)“ ein wenig hinkt, ist allerdings leicht nachvollziehbar. Nicht leicht zu verstehen ist auch die Theorie, dass „10% Blutanteil einer bestimmten Hunderasse“ potentielle Gefahr bedeutet…

Doktor Marins Kommentar im Wortlaut


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Schlagworte: Bernd Marin, Hund,

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