Frau Stadträtin – „tschuldigen scho, es passt net!“

Maria Vassilakou, grüne Stadträtin zu Wien, hat eine neue Kampagne gestartet. Für mehr Toleranz im Verkehr. Mit zweifelhaften Inhalten allerdings, wenn es um die Gehsteig-Radelrowdies geht.

Eine neue Kampagne der Stadt Wien verharmlost die Gehsteig-Radel-Rowdies. Das ist bemerkenswert.

Es ist ja prinzipiell nichts dagegen einzuwenden, wenn Politikschaffende eine Kampagne für mehr Toleranz im Straßenverkehr starten. Speziell in Wien, der Stadt der Grantler und Suderer, ist das durchaus angebracht. Dass allerdings die Gehsteigradler, wie das in einem der Sujets dargestellt werden, mit einem „passt schon“ davonkommen sollen, das ist allerdings bemerkenswert.

Dass die Frau Stadträtin, die letztendlich für die Kampagne verantwortlich zeichnet, wenig von der Realität verstehen dürfte, zeigt schon die Auswahl des Radl-Rowdy-Sujets. Da wäre es schon angebracht gewesen, einmal jene Opfer, die von den Zweiraddeppen beiderlei Geschlechts gefährdet werden oder auch schon zu Schaden gekommen sind, zu fragen, wie sie darüber denken.

Denn in Wien rollen die Pedalfräuleins- und -ritter nicht gemütlich dahin, sondern flitzen über die Gehsteige und gegen Einbahnen, dass es eine helle Freude für die Unfallchirurgen ist. Polizeikontrollen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wer Radler darauf hinweist, wie das der Suderer regelmäßig tut, dass es ohnehin einen Mehrzweckstreifen für Radfahrer neben dem Gehsteig gibt, riskiert Watschen oder zumindest blöde Sprüche, und wenn ein Schaden entsteht, flitzen die Deppen einfach davon.

Die (seltenen) Kontrollen der Radfahrer haben wenig Wirkung.
© Christian M. Kreuziger

Dass Polizeikontrollen wenig bringen, dass wissen sogar die uniformierten Wächter der Stadtsicherheit. Abgesehen davon: Dort, wo es nötig wäre, kontrolliert einfach niemand. Zum Beispiel in der Praterstraße. Dort wird – auf dem Radweg – fröhlich gegen die Fahrtrichtung geradelt. In der Wittelsbachstraße, gleich nach der Brücke, rasen die Deppen über den Gehsteig, dass es eine helle Freude ist, in der Althanstraße, gleich beim Julius Tandlerplatz, riskiert der Kellner des Gabel & Co. seine Knochen beim Servieren in den Schanigarten, und in den engen Einbahnen muss jeder Automobilist damit rechnen, dass ein Radler einen frontalen baut.

Lustig auch jene vertrottelten Zweiradnarren, die ohne zu schauen bei Rot über die Kreuzungen flitzen, die Innenstadt mit der Tour de France-Strecke verwechseln und sogar in den Hundezonen lautstark die Fuß- und Pfotengeher beschimpfen, die es wagen, gegen die Raserei zu protestieren.

Aber all das scheint die Frau Stadträtin nicht zu wissen. Im Gegensatz zu manch anderen Politikschaffenden, die – von Bewohnerprotesten animiert – sich an Ort und Stelle ein Bild machen. Wie das Martina Malyar, die Alsergrund-Bezirkschefin, schon einmal gemacht hat. Was zwar auch nichts genützt hat, aber zumindest ihre Ansicht über die „Guten“ (Radfahrer) und die „Bösen“ (Automobilisten und Fußgeher) ein wenig relativiert haben dürfte.

Solch ein umfassender Lokalaugenschein wäre der Frau Stadträtin auch einmal zu empfehlen. Ein echter, und keine politik-milieubedingte Alibihandlung.

Vielleicht könnte man ja auch die stadteigenen „Waste Watcher“ umschulen. Damit die nicht zu fünft 36 Euro wegen eines Hundstrümmerls im Auwald des Praters kassieren, sondern einmal einen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten.

Was aber nicht funktionieren wird, denn im nächsten Jahr wird ja wieder gewählt. Und da kommt es auf die Stimmen der Radldeppen beiderlei Geschlechts an.

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2 Antworten zu Frau Stadträtin – „tschuldigen scho, es passt net!“

  1. emw sagt:

    Ich würde die Frau Stadträtin so gerne fragen ob sie die Straßenverkehrsordnung kennt und ob sie den darin enthaltenen Vertrauensgrundsatz für Radfahrer außer Kraftsetzen ließ. Würde mich nicht wundern, wenn das der Fall wäre. Zumindest scheint es so. Ich kann nur sagen….ich habe mittlerweile richtig Angst vor Radfahrern.

  2. Franz Nabenmüller sagt:

    Die Volksverhetzung von zuerst HundehalterInnen, dann RadfahrerInnen und als nächstes vermutlich nicht-Falter-LeserInnen oder so macht mir mehr Angst als die paar Vorfälle mit RadfahrerInnen auf Gehsteigen oder in Einbahnen, bei denen – falls überhaupt – nur dem Velo was passiert. Klar gibt es unhöfliche Leute auf Drahteseln, aber um nichts weniger als Ungustln in Autos oder am Gehsteig. Diese unglaublich negative Energie, die hier in diesem Blog losgetreten wird, ist typisch für Wien, die Verhindererstadt. Schade um den Speicherplatz.

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