Fotografen-Gewerbefreiheit: Das Eigentor der Gegner

Blöd gelaufen scheint die Petition gegen die Freigabe des Fotografengewerbes für die Proponenten der Unterschriftenaktion. Des Meisters Fotos sorgen in der Branche für Heiterkeit, und sein Mitunterstützer – ein Pressefotograf – bietet Leistungen an, die ihm die Gewerbeordnung (noch) verbietet.

Pressefotografen sollen bald auch andere Bilder anbieten dürfen. © Christian M. Kreuziger

Eine engagierte Gruppe, die seit einiger Zeit für die Freigabe des Fotografengewerbes kämpft, kann beachtliche Erfolge aufweisen. Innerhalb von knapp 24 Stunden unterschrieben mehr als 2.000 Unterstützer die Petition auf der Webseite „Freie Fotografie“. Nach einer Schrecksekunde haben nun auch die Befürworter der strengen österreichischen Regelung mobil gemacht und ebenfalls begonnen, Unterschriften zu sammeln. Gegen die Freigabe.

Bei jenen, teilweise international bekannten und erfolgreichen Fotografen, die zwar für Hochglanzmagazine Modeaufnahmen höchster Qualität, aber keine Hochzeiten fotografieren dürfen, sorgt die Initiative eines Meisters und eines Pressefotografen allerdings eher für Heiterkeit. Denn vor allem die Pressefotografen haben gezeigt, dass sie nicht nur „knipsen“, sondern auch recherchieren können. Das Ergebnis dieser Recherchen dürfte für die Gründer der der Initiative gegen die Gewerbefreiheit allerdings wenig erfreulich sein.

So schreiben der Pressefotograf Daniel Schalhas und der Fotografenmeister Gerald Macher auf der Petitionswebsite gegen die Freigabe in der Einleitung:

„Die geplante Änderung der Gewerbeordnung, die Personen ohne Befähigungsnachweis den freien Zugang zum Berufsfotografengewerbe gestattet, lässt eine unverhältnismäßig starke Abwertung des gesamten Berufsstandes erwarten. Die Auswirkungen werden nicht zuletzt die Ausbildungschancen des Nachwuchses betreffen und die Wettbewerbsfähigkeit des Berufsfotografen binnen kürzester Zeit und auf lange Sicht stark mindern.“

Das Argument, dass durch die Freigabe die Lehrlingsausbildung in Gefahr sei, wird auch von Vertretung der Fotografeninnungen vertreten. Bei Meister Garald Macher ist allerdings zu hinterfragen, ob er tatsächlich unter „Ausbildung“ jene von Lehrlingen versteht. Denn neben der klassischen Fotografie bietet er in seiner Fotografenschule auch Lehrgänge für die Berufsausbildung an. Der „Fachlehrgang Intensiv pro“ kostet immerhin 14.640 Euro und dauert 65 Tage. Das ist – im Vergleich zur Ausbildung von Lehrlingen, die eine Entschädigung bekommen – ein gutes Geschäft. Bei Meister Gerald Macher ist es daher verständlich, dass er gegen die Gewerbefreigabe eintreten muss. Denn dies wäre wahrscheinlich der von ihm angebotenen „Fotografenschule“ nicht gerade dienlich.

Bei Pressefotograf Daniel Schalhas, ebenfalls ein Gegner der Gewerbefreiheit, ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum gerade er gegen die Freigabe des Gewerbes eintritt. Denn er bietet (zumindest auf seinem Profil im Businessnetzwerk „XING“) genau jene Leistungen an, die laut geltender Gewerbeordnung gar nicht anbieten dürfte: „Reportage, Event, Studio, Produkt, onLocation“.

Der Wettbewerb der Gruppen für oder gegen die Gewerbefreigabe sorgt allerdings unfreiwillig auch für Heiterkeit in der Branche. Denn vor allem die renommierten Befürworter der Gewerbefreiheit verbreiten genüsslich Links zu den fotografischen Leistungen der Meisterfotografen. „Würden wir den Redaktionen solche Bilder liefern. wären wir auf der Stelle unsere Aufträge los“, sagt einer der Pressefotografen, der auch international erfolgreich seine Bilder verkauft.

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Schlagworte: Austria, Österreich, Berufsfotograf, Daniel Schalhas, Gerald Macher, Gesetz, Gewerbeordung, Innung, Medien, photography, Politik, Pressefoto, Zwangsbeglückung,

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6 Antworten zu Fotografen-Gewerbefreiheit: Das Eigentor der Gegner

  1. Horst sagt:

    Ich hate die Freigabe für schlichten Unsinn.
    Begründung: bisher sorgte noch in jeder betroffenen Branche eine Zugangslockerung für ein nachhaltiges Absinken des gelieferten Leistungsniveaus.
    Eine teure Kamera im Automatikmodus macht noch lange keinen „Fotografen“ – genau wie eben ein F1 Rennwagen keinen Profi macht.
    Ich verstehe nicht warum Leute sich so dagegen wehren etwas zu lernen? Wissen hilft… 😉

  2. Thomas sagt:

    Hallo Horst,

    ich denke dass die Freigabe keine verschlechterung bringen würde – Die Kunden, die eine Hochzeit buchen, erwarten sich eine gewisse Leistung und die muss erbracht werden. Sonst wird man als Fotograf verhungern. Du wirst sicher bestätigen können, dass gute Hochzeitsfotografen über die Grenzen hinaus bekannt sind und auch aus dem Ausland eingeflogen werden – übrigens ganz ohne Gewerbeschein…. den brauchen fairer Weise nämlich nur Österreicher die in Österreich fotografieren wollen. Jeder andere EU-Bürger darf auch ohne 😉
    Gegen das EU recht hilft natürlich das blockieren der Freigabe des Gewerbes nichts, es benachteiligt nur die Österreicher.

  3. Mo sagt:

    Wie überall, wo ein Monopol aufgehoben wird, müssen sich nur die Sorgen machen, die sich zuvor auf diesem Monopol ausgeruht haben, weil kein Wettbewerb da war.
    Ich denke, dass innovative Fotografen, die mit der Zeit gehen und moderne Technikern nutzen, bzw. die Bildsprache liefern, die der Kunde haben will (und nicht die, die in der Meisterschule gelehrt wird), dass genau diese Fotografen überleben werden.
    Wie oft sieht man Auslagen von „Meistern“, in denen vergilbte, unbearbeitete Bilder hängen, die vor langweiligen Studiohintergründen – altertümlichen Bildausschnitten und braver Beleuchtung gemacht wurden? Ich sehe sowas sehr oft und wundere mich daher nicht, warum ich durch Mundpropaganda so viele Kunden habe, obwohl ich die derzeit noch gar nicht haben dürfte!
    Ich freue mich, wenn es bald soweit ist!

  4. J. Steiner sagt:

    Ich fand es bisher lustig, auf der Petitionsseite der Monopolbefürworter die Einträge der Gegner zu lesen. Schade, dass man dies nun abgeschaltet hat. Andererseits würde mich interessieren, was die „Meister“ mit einer Petition wollen, bei der man einerseits mehrmals „unterschreiben“ kann und bei der andererseits die Mailadresse nicht überprüft wird. So eine Petition wird vom Nationalrat schon wegen der Formfehler nicht angenommen und ist somit sinnlos.
    Aber naja…es wird wohl ein trauriger und sinnloser Kampf der Novellengegner werden….und es werden die mit den besseren Bildern überleben…und dazu zählen oftmals nicht die „Meister“

  5. Wolfgang sagt:

    Hallo Horst,

    die Freigabe des Gewerbes hat meiner Ansicht nach nichts mit dem Lernwillen zu tun. Vielmehr stellt sich die Frage, warum jemand, der sich vielleicht schon Jahre mit Fotografie beschäftigt hat, der sich selbst mit Hilfe von Literatur oder Workshops (z.B. http://www.fotoschule.at) weitergebildet hat, einen Lehrgang um 9.600 EUR besuchen? Wo ist der Mehrwert? Die Qualität der fotografischen Werke wird letztendlich vom Kunden beurteilt – wer gute Fotos liefert, wird auch Kunden gewinnen können. Ein teurer Lehrgang und eine Prüfung sind aber kein Garant dafür.

  6. Albert Bloch sagt:

    Hallo,

    ich bin selbst Fotografenmeister, aber dennoch für die Freigabe des Gewerbes. Es ist nun einmal so, dass wir Fotografen niemandem weh tun, wenn wir ein schlechtes Foto machen. Der Schutz des Gewerbes ist einfach nicht zu rechtfertigen – so einfach ist das.

    LG, Albert Bloch

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