Es gibt keinen „sexuellen Missbrauch“. Das sind Gewaltdelikte.

Die westliche Welt hat ein neues Thema: Sexualität in der – vorwiegend katholischen – Kirche. Wobei nicht der Begriff „Sexualität“ an sich gemeint ist, sondern sexuelle Handlungen zwischen Geistlichen und Schutzbefohlenen, meist männlichen Kindern und Jugendlichen.

Wieder einmal wird, das ist bei diesen tabuisierten Themen immer so, Betroffenheit vermittelt, Experten werden befragt und zu Talkshows eingeladen, die Ursachen und die Auswirkungen eifrig diskutiert.

Bischöfe und Äbte fordern ein innerkirchliches Umdenken, Politiker die Verlängerung von Verjährungsfristen für Gewaltdelikte, die falsch als „Sexualdelikte“ bezeichnet werden, und Juristen kündigen an, Unsummen an Schmerzengeld für die Opfer einzuklagen.

Je nach Weltanschauung werden verschiedene Gründe ins Treffen geführt, die zu dieser sexuellen Ausbeutung geführt haben. Da gibt es Vertreter der Kirche, die als Ursache die angebliche „sexuelle Revolution“ der Jahre um 1968 orten. Andere, sehr oft Frauen, sehen wieder den Zölibat als Auslöser.

Mit gehörigem Abstand zur Betroffenheits- und Vergeltungshysterie kann man die Situation auch ein wenig anders betrachten. Sexuelle Handlungen zwischen erwachsenen und Jugendlichen und Kindern sind nicht so neu und haben auch nichts mit den 68er-Jahren zu tun.

Auch der Zölibat dürfte nur eine geringe Rolle spielen, als manche behaupten. Denn die meisten dieser Delikte von sexueller Gewalt und sexueller Ausbeutung kommen im Familienverband und im Freundeskreis vor. Oder in Institutionen, die sich mit Kindern und Jugendlichen im Bildungs- und Freizeitbereich beschäftigen.

Die Zahl der Vorfälle in Relation zur jeweiligen Gruppen im weltlichen und im geistlichen Bereich dürften sich nicht wesentlich unterscheiden. Ähnlich gelagert ist sicher auch das Umfeld: in sich großteils geschlossene Systeme, wirtschaftliche und psychische Abhängigkeiten und die entsprechende psychische Disposition der handelnden Beteiligten, vor allem der Täter.

Dass dies alles nicht so neu ist, hat ein unbekannter Autor, angeblich war es Felix Salten, schon in seinem Buch „Josefine Mutzenbacher“ beschrieben. Sehr verdichtet zwar, aber die damalige Scheinmoral ebenso entlarvend wie jene, die im Jahr 2010 zutage tritt.

„Die Mutzenbacher“ wird als erotischer oder gar pornografischer Roman bezeichnet. Das ist dieses Werk nicht. Sondern eine verdichtete Darstellung von sozialen Verhältnissen dieser Zeit und den Auswirkungen, die (auch) im sexuellen Leben daraus entstehen können.

Nun ist es an der Zeit, das Thema gründlich aufzuarbeiten und präventiv tätig zu werden, sofern das überhaupt möglich ist. Sachlich und in Ruhe, zum Schutz der Opfer. Auch einen Nebenschauplatz sollte man nicht übersehen: Für manche ist die derzeitige Diskussion eine Gelegenheit, „das Fest der Rache“ zu feiern.

Manche tun dies sogar mit falschen Anschuldigungen, wie ich es in meinem Beruf als Journalist schon mehrfach erlebt habe. Im weltlichen und im geistlichen Bereich…

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Schlagworte: Angst, Gesetz, Gewalt, Kirche, Opfer, Politik, Priester, Sexualität, sexuelle Ausbeutung,

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