Der Grün-Kandidat will ein Profi-Pressefoto. Allerdings gratis…

Herr Andreas B., der in Wien-Brigittenau für die Grünen kandidiert, hat mein Profi-Foto für gut genug befunden, um damit einen Beitrag der Grünen in deren Bezirkszeitung zu illustrieren. Ein Veröffentlichungshonorar will er dafür jedoch nicht bezahlen, denn scheinbar ist für ihn die Arbeit anderer nichts wert. Das empfinde ich als unanständig und das macht mich sehr betroffen.

Sigrid Pilz von den Grünen fordert Unterstützung für die Freiberufler. Ihr Parteifreund Andreas B. fordert hingegen Gratisleistungen.

SVA-Versicherte, die derzeit ihre Arztkosten vorfinanzieren müssen, versammeln sich zu Protestaktionen vor der Zentrale der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft und vor der Ärztekammer. Der grüne Abgeordnete, Herr Karl Öllinger, Monatseinkommen knapp 10.000 Euro, solidarisiert sich medienwirksam mit potentiellen Grünwählern vor der SVA, die grüne Gemeinderätin Sigrid Pilz, ebenfalls grüne Gemeinderätin, die ein Einkommen von rund 6.000 Euro bezieht, solidarisiert sich – ebenfalls medienwirksam – vor der Ärztekammer.

Ein Grün-Kandidat, Herr Andreas B. aus Wien-Brigittenau, der „kein Budget für seine Zeitung hat“, will sich parteiintern scheinbar dadurch profilieren, indem er Gratisleistungen von Freiberuflern fordert. Von einem jener Gruppe von Freiberuflern, deren Anliegen seine Fraktion angeblich vertritt, in diesem Fall von mir. Das heißt, er will für ein Profifoto eines Journalisten von dieser Kundgebung kein Veröffentlichungshonorar bezahlen.

Die Vorgeschichte:

Frau Dr. Sigrid Pilz hat eine Protestversammlung der „facebook“-Gruppe „Vertragsloser Zustand“ besucht und dort sehr engagiert das Wort ergriffen. Für jene Freiberufler und neuen „Selbstständigen“, die nicht genug verdienen, um sich die Arztkosten während der vertragslosen Zeit leisten zu können. Das ist auch parteitaktisch klug, denn viele dieser zwar nicht arbeitslosen, aber oft zeitweise auftragslosen freien Medienmitarbeiter, Künstler, Webdesigner und Kleingewerbetreibenden sind eine potentielle Zielgruppe der Grünen. Das freut diese Gruppe natürlich, und die Frau Gemeinderätin, die sich ja nicht herumschlagen muss mit den nicht zahlenden Kunden und prekären Dienstverhältnissen, kann mit der Sicherheit des freien Mandats und eines soliden Basiseinkommens von rund 6.000,- Euro pro Monat (brutto) angstfrei Partei ergreifen.

In „facebook“ hat nun der grüne Nachwuchspolitiker Andreas B. das Foto entdeckt, das einen Textbeitrag der Grünen in der Bezirkszeitung offenbar gut illustrieren könnte. Dann hat er angefragt, ob dies OK wäre und ob es das Foto auch in druckfähiger Auflösung geben würde. Klar, das gibt es, und es ist über die Agentur APA/picturedesk.com zu beziehen, das habe ich ihm mitgeteilt. Und noch eine Auswahl anderer passender Bilder dazu vorgeschlagen.

Dann hat der Herr Andreas B. gemeint, er könne die Fotos von APA/picturedesk.com ja gar nicht verwenden, weil die druckfähige Version gegen illegalen Download mit einer „Signatur“ geschützt ist. Ich möge ihm doch eine druckfähige Version per E-Mail übermitteln.

Auf den Hinweis, das dies möglich aber auch honorarpflichtig ist, hat der Herr Andreas B., der ja einer Partei angehört, welche die Interessen der „armen, ausgebeuteten und kreativen Menschen“ der Stadt zu vertreten vorgibt, mit erstaunlichen Argumenten reagiert:

Man könne ja der gemeinsamen Sache wegen eine Ausnahme machen, weil ja auch er ehrenamtlich arbeite und auch seine Parteifreunde ehrenamtlich agieren würden, weil es ja schließlich eine gemeinsame Sache sei und weil er leider kein Budget für seine Zeitung zur Verfügung habe. Außerdem sei die Zeitung der Grünen ja keine kommerzielle.

Dann hat der Herr Andreas B., dem ich dann empfohlen habe, doch seine Semmeln beim Bäcker oder den Fahrradlschlauch beim Fahrradlhändler gratis beziehen zu versuchen gemeint: „…mit Mitstreitern wie Dir braucht man keine Gegner mehr. Das war hoffentlich nicht zynisch.“

Das war nicht zynisch, das ist zynisch, Herr Andreas B.

Dann hat der Herr Andreas B., der grüne Nachwuchspolitiker, der ja alles ehrenamtlich macht und das auch von denen erwartet, die nicht Mitglieder seiner Partei sind, noch gemeint, man solle nicht bei einem gemeinsamen Ziel, nämlich die Lösung des Konflikts zwischen Ärztekammer und  SVA, Profit schlagen. Ganz im Stil der Ostblock-Realsozialisten, die meinten, jeder der zwangsselbstständig arbeitet ist ein auch reicher Unternehmer.

Dieser Herr Andreas B. aus Wien-Brigittenau will sich offenbar auf Kosten anderer im Wahlkampf profilieren. Das ist unanständig. Besonders von einem Grünen, der ja angeblich genau die Interessen jener zu vertreten vorgibt, die er um in der Realität den Lohn für die Arbeit bringen will. Aber vielleicht ist dieser Herr Andreas B. ja verwöhnt und daher auch nicht gewöhnt, für die Arbeit anderer zahlen zu müssen.

Dem Herrn Andreas B. aus Wien-Brigittenau ins Stammbuch geschrieben:

Ich habe nicht das Ziel, einen Konflikt zwischen Ärztekammer und SVA zu lösen. Ich halte auch fest: Ich will für meine Arbeit bezahlt werden. Das ist mein Job, von dem lebe ich. Und ich halte fest: Ob wir in manchen Bereichen gemeinsame politische Ziele haben könnten, das müsste man ausdiskutieren. Das möchte ich nicht unterstellt bekommen. Ich halte auch fest: Ein Medium der Grünen ist ein Medium wie andere auch. Für mich also ganz kommerziell und potentiell ein Kunde.

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Schlagworte: Abzockerei, Ärztekammer, Grüne, Karl Öllinger, Medien, Politik, Pressefoto, Sigrid Pilz, Soziales, Stadt, Wahlkampf, Zwangsbeglückung,

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5 Antworten zu Der Grün-Kandidat will ein Profi-Pressefoto. Allerdings gratis…

  1. Hallo Christian, danke für das mutige Aufzeigen solcher Dinge. Wäre super wenn sich öfter wer trauen würde, und es hilft auch, in der Allgemeinheit besser zu verstehen, dass ein Foto einen Wert hat. Liebe Grüße Franz Pfluegl

  2. Selam Ebead sagt:

    Guter Artikel, hat nichts mit Suderei zu tun. Inhaltlich voll und ganz meine Meinung. LG Selam Ebead, Grafiker und grüner Gemeinderat (Hörsching, OÖ)

  3. Alexander sagt:

    Solche Nachwuchspolitiker, die sich nur um den eigenen Vorteil kümmern und nicht wissen, dass gerade Fotos im Zeitungsbereich ein Groscherlgeschäft sind, haben in der Politik doch nichts zu suchen.

    Christian, wieviel hätte ihm das Foto wirklich gekostet?

  4. admin sagt:

    @ Alexander: Nun, ab 35,- Euro Werknutzungshonorar hätte man verhandeln können…
    Das hängt von der Größe, der Auflage und der Verwendung ab.

  5. Hugo Gold sagt:

    jaja die grünen. predigen wasser und saufen wein.
    gehälter von 6000 und 10000 € verdient kein arzt, der vertragpartner der SVA ist. aber man wird doch wohl noch neidgefühle schüren dürfen

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