Die Post hat rationalisiert. Das ärgert viele im Land.

Über die Post wurde schon oft gesudert. Das muss man prolongieren. Denn einerseits sitzen angeblich tausend Mitarbeiter arbeitslos herum, andererseits beklagen die Zusteller die Überlastung. Jedenfalls: Irgendetwas kann nicht stimmen, mit der Post.

Marianne ist Ärztin in einer Kleinstadt in Niederösterreich. Ihr fällt auf, dass immer wieder zwei Tage lang kein Brief, keine Karte und auch kein Prospekt im Postkasten zu finden ist. Dann plötzlich quillt er über. Ihre Vermutung: Die Post wird nicht täglich zugestellt. Das ärgert sie sehr, denn oft wartet sie auf Befunde, die sie per Fax einholen muss. Das kostet Zeit, verärgert Kollegen und ist mühsam.

Gerhard O. wieder, der berufsbedingt immer wieder eingeschriebene Sendungen bekommt, ist maßlos zornig auf die Postboten. Denn obwohl er anwesend ist, läutet nur in sehr seltenen Fällen der Postler an der Tür. Dafür findet er die gelben Verständigungszettel im Postfach. Seine Vermutung: Er wohnt im dritten Stock, ohne Lift, und die Postler wollen sich den mühevollen Aufstieg ersparen. Das geht nicht nur ihm so, sondern scheint ein mittlerweile weit verbreitetes Phänomen zu sein.

Weil das naheliegende Postamt zugesperrt wurde, muss Gerhard O. nun ziemlich weit gehen, um seine Post, für deren Zustellung eigentlich bezahlt worden ist, zu holen. Aber das ist ihm auch schon egal, weil er dieses Los ja mittlerweile mit einigen Freunden teilt, und geteiltes Leid ist schließlich nur mehr ein halbes.

Große Freude mit der Post haben auch die Bewohner mancher Wohnhäuser in Wien. Denn dort „bringt die Post die Leute zusammen“. Beim fröhlichen Austausch der Poststücke, die regelmäßig in falschen Brieffächern landen. Jedenfalls blüht in diesen Häusern zwar nicht mehr der Bassenatratsch, dafür wird aber eifrig darüber geredet, wer von wem welche Schriftstücke zugeschickt bekommen hat. Auch dass die elegante Dame, die gern ihren Pelzmantel ausführt, in reger Korrespondenz mit Inkassobüros ist, wird eifrig besprochen.

Die Post sorgt also für viele kleine Freuden im Leben der Menschen: für Bewegungstherapie, für Gesprächsstoff und für beginnende Magengeschwüre…

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Schlagworte: Briefträger, Politik, Post,

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2 Antworten zu Die Post hat rationalisiert. Das ärgert viele im Land.

  1. Komitee KEC sagt:

    Nicht nur bei den Empfängern, auch bei den Postlern selbst sorgt die Post für Zuständ:

    http://www.rettetdaskec.at berichtet über die sog. Karriere- und Entwicklungscenter (KEC), Lager, in den überzahlige Postler anwesend sein müssen, aber nicht arbeiten dürfen.

    Komitee KEC

  2. Adalbert sagt:

    Leider häufen sich die Fälle von Mängeln in der Postzustellung – und nicht nur deswegen, weil die Hotline bekannter geworden ist (so der krampfhafte Erklärungsversucht der Post für die 30prozentige Zunahme der Beschwerden). Leider kann man aber Beschwerden nicht mehr direkt bei der Zustellabteilung des betroffenen Postamtes anbringen bzw. dort nachfragen, was mit einer erwarteten Sendung geschehen ist. Da hatte man ja sogar noch teilweise Erfolg bzw. konnte sich ein Poststück selbst abholen, das ansonsten z. B. bis über das Wochenende dort liegen bleibt.

    Nein, Beschwerden gibt es nur noch zentral. Und damit bewirken sie auch nichts – außer, dass sie in der Statistik aufscheinen, die übrigens ohnehin geheim gewesen wäre, hätte es nicht eine parlamentarische Anfrage dazu gegeben.

    Ich befürchte, im Postmanagement arbeiten Leute im Interesse der privaten Konkurrenz, die ja bald auch auf dem „Briefmarkt“ tätig werden kann. Weniger Filialen, langsamere Zustellung und schlechteres Service: das dient doch wohl nicht der Post AG, sondern nur den künftigen Privaten!

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